Gott spricht: Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.
Josua 1,5b
Das ist doch ein starkes Leit-Wort für ein neues Jahr, oder? Ein starkes Wort zum Aufbruch in die Ungewissheit eines Jahres, stark für den persönlichen Weg, stark für den politischen Weg einer Gesellschaft!
Wir füllen den „Leer-Raum“ eines Jahres mit Hoffnungen. Hier wird er mit einer Zusage gefüllt. Zusagen haben eine andere Qualität als Hoffnungen. Diese Zusage benennt Gefahr und Schutz gleichzeitig: Du kannst dich darauf verlassen, ich lasse dich nicht fallen!
Gegen jede Erfahrung: Ich lasse dich nicht fallen!
Um die Qualität dieser Zusage näher zu betrachten, ist es gut, den Kontext zu kennen.
1 Nachdem Mose, der Knecht des Herrn, gestorben war, sagte der Herr zu Josua, dem Sohn Nuns, dem Diener des Mose:
2 Mein Knecht Mose ist gestorben. Mach dich also auf den Weg, und zieh über den Jordan hier mit diesem ganzen Volk in das Land, das ich ihnen, den Israeliten, geben werde.
3 Jeden Ort, den euer Fuß betreten wird, gebe ich euch, wie ich es Mose versprochen habe.
4 Euer Gebiet soll von der Steppe und vom Libanon an bis zum großen Strom, zum Eufrat, reichen – das ist das ganze Land der Hetiter (Syrien/Palästina) – und bis hin zum großen Meer, wo die Sonne untergeht.
5 Niemand wird dir Widerstand leisten können, solange du lebst. Wie ich mit Mose war, will ich auch mit dir sein. Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.
6 Sei mutig und stark! Denn du sollst diesem Volk das Land zum Besitz geben, von dem du weißt: Ich habe ihren Vätern geschworen, es ihnen zu geben.
7 Sei nur mutig und stark, und achte genau darauf, dass du ganz nach der Weisung handelst, die mein Knecht Mose dir gegeben hat. Weich nicht nach rechts und nicht nach links davon ab, damit du Erfolg hast in allem, was du unternimmst.
8 Über dieses Gesetzbuch sollst du immer reden und Tag und Nacht darüber nachsinnen, damit du darauf achtest, genau so zu handeln, wie darin geschrieben steht. Dann wirst du auf deinem Weg Glück und Erfolg haben.
9 Habe ich dir nicht befohlen: Sei mutig und stark? Fürchte dich also nicht, und hab keine Angst; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du unternimmst.
10 Da befahl Josua den Listenführern im Volk:
11 Geht durch das Lager, und befehlt den Leuten: Versorgt euch mit Lebensmitteln; denn in drei Tagen werdet ihr den Jordan hier überschreiten, um in das Land hineinzuziehen und es in Besitz zu nehmen, das der Herr, euer Gott, euch zu eigen gibt.
Josua 1,1-18
Eine Zusage an den politischen Führer Josua. Hintergrund ist die Perspektive zukünftiger Sesshaftigkeit für ein bisher in seiner Tradition wanderndes Volk. Das ist ein Umbruch von gewaltiger Dimension. Solche Umbrüche machen Angst und Angst führen schnell in die Orientierungslosigkeit.
Derzeit „predigen“ viele einen neuen Blick für die gesellschaftliche Zukunft in unserem Lande, die auch von den globalen Veränderungen bestimmt ist. Propagierte Neuerungen verunsichern viele in unserem Lande und ein kostenaufwendiger Ermutigungs-Brief der Bundskanzlerin in den Medien wird die Verunsicherung kaum auffangen können. Wenn neues Land betreten werden muss, gibt es immer die Tendenz, an Altem und Vertrautem festzuhalten.
Die Zusage an Josua ist an eine klare Handlungsanweisung gebunden, die immerwährendes Gesprächsthema und permanente Begleiterin sein soll. Konkret geht es um die ‚Zehn Gebote‘ *, den Maßstab der Lebensgestaltung überhaupt. Sie sind mehr als ‚preußische Tugenden‘, die der SPD-Vorsitzende Matthias Platzeck als Richtschnur für ein neues Jahr ins Gespräch bringt.
Wenn du diesem Werte-Codex folgst – so die Überlieferung -, dann wirst du die Erfüllung dieser Zusage erleben: Über dieses Gesetzbuch sollst du immer reden und Tag und Nacht darüber nachsinnen, damit du darauf achtest, genau so zu handeln, wie darin geschrieben steht. Dann wirst du auf deinem Weg Glück und Erfolg haben. Im Einhalten dieses Maßstabes ereignet sich die Zusage wie selbstverständlich. Also ein ‚Ereignis‘-Bedingungsgefüge!
Das gilt das für den persönlichen Weg durch das neue Jahr und das gilt für den politischen Weg einer Gesellschaft, eines Volkes.
Von dieser Zusage und ihrem ‚Bedingungs-Gefüge‘ ist alles Weitere bestimmt: ‚Versorgt euch mit Lebensmitteln‘, heißt doch in unsere Situation übertragen: Kümmert euch um die Voraussetzungen, die diesem Ziel dienen!
Hier können die Überlegungen beim Weg in und durch das neue Jahr ansetzen: Welche Voraussetzungen (‚Lebens-Mittel‘) brauche ich, um ‚in das Land (eines neuen Jahres) einzuziehen und es in Besitz nehmen zu können‘?
Im Wochenblatt der Freien Walddorfschule Evinghausen fand ich ein „Rezept“:
Für das neue Jahr
Man nehme 12 Monate, putze sie ganz sauber von Bitterkeit, Geiz, Pedanterie und Angst und zerlege jeden Monat in 30 oder 31 Teile, sodass der Vorrat ein Jahr ausreicht.
Es werde jeder Tag einzeln angerichtet aus 1 Teil Arbeit und 2 Teilen Rosen und Humor. Man füge 3 gehäufte Esslöffel Optimismus hinzu, 1 Portion Gottvertrauen (kann auch etwas mehr sein!), 1 Teil Toleranz, 1 Körnchen Geduld und 1 Prise Takt.
Dann wird die Masse reichlich mit Liebe übergossen.
Das fertige Gericht schmücke man mit Sträußchen kleiner Aufmerksamkeiten und serviere es täglich mit einem freundlichen Wort und einem gewinnenden Lächeln.
Guten Appetit!
Aja Goethe
Danach vielleicht auch diese Überlegung: Was kann den Geschmack des Gerichtes verderben? Welche Verhaltensweisen hindern die Erfüllung der Zusage 2006?
In diesem Sinne: Ein genussreiches Jahr 2006!
* Gedanken zu dem an die Zusage gebundenen ‚Maßstab‘ sind HIER zu finden.