KANNST DU ZU SOLCHER ‚NEUEN SOLIDARITÄT‘ BEITRAGEN?
Taizé, 6. August 2015
Ich bin wieder in Taizé.
Über lange Zeit ist Taizé in Frankreich für mich zu einer „Oase“ geworden.
Vor 49 Jahren fuhr ich erstmals mit Jugendlichen in dieses Dorf im burgundischen Land.
Ich kann in dieser Oase immer wieder neu mein Leben betrachten
und erhalte aus Stille, Gebet und Begegnung Anstöße.
Der nachstehende Brief wurde in Taizé verfasst und verteilt. Ich gebe ihn Euch so weiter.
ln den letzten drei Jahren haben wir auf unserem ,Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde’ versucht, Jugendlichen zuzuhören, die auf den verschiedenen Kontinenten nach Wegen, einer ,neuen Solidarität’ suchen. Sie haben ihre Erfahrungen und Gedanken bei den Jugendtreffen in Taizé eingebracht, bei Besuchen in zahlreichen Ländern, bei Zusammenkünften in Europa, Afrika, Süd-und Nordamerika, in Asien und Ozeanien.
Die Menschheit durchlebt schwere Zeiten, und ihre Zukunft ist ungewiss. Manche verlieren die Hoffnung angesichts all der Schwierigkeiten. Andere sehen, dass gerade neues Leben entsteht: So zerbrechlich es auch sein mag, oft steckt eine unglaubliche Kreativität darin und es bezeugt, dass der Mensch nicht dazu bestimmt ist zu verzweifeln. Krisen können ungeahnte Energien freisetzen und unterschiedliche Kräfte bündeln.
Wir grüßen von Taizé aus alle, die überall in der Welt auf die Hoffnung setzen. Sie nehmen damit eine Welt umfassende Solidarität vorweg. Mit ihnen möchten wir diesen gemeinsamen Weg weitergehen.
In Taizé – ein Zeichen ’neuer Solidarität‘
NEUE FORMEN DER SOLIDARITAT ENTWICKELN
Überall auf der Erde nehmen Elend und Vereinsamung zu und stellen uns vor neue Herausforderungen: Migration, Umwelt-katastrophen, Ungerechtigkeit, Massenarbeitslosigkeit, Gewalt. Diese Situation verlangt nach einer neuen Solidarität. Sie fordert uns alle heraus, Glaubende der verschiedenen Religionen und Nicht-Glaubende.
Wirst du mithelfen, neue Formen der Solidarität zu entwickeln?
- damit die Welt in Gerechtigkeit und geschwisterlichem Miteinander zusammenwächst, ohne dass die Armen und die kulturellen Minderheiten unterdrückt werden
- damit die Ausbeutung des Menschen endlich ein Ende nimmt, genauso wie die Tragödien unzähliger Menschen, die ihr Land verlassen; und damit die Würde jedes Einzelnen – auch des Schwächsten – geschützt werde …
- damit dem Umweltschutz Priorität eingeräumt wird, um den zukünftigen Generationen eine Lebensgrundlage zu sichern …
- damit der technische Fortschritt die Ungleichheit nicht noch verstärkt, sondern allen Menschen nützt und das Leben menschlicher macht …
- damit die Solidarität nicht in einem einseitigen Geben besteht, sondern auf Gegenseitigkeit beruht und den Gebenden die Großherzigkeit der Geringen, der Armen und Fremden immer mehr bewusst wird.
Du kannst zu dieser neuen Solidarität beitragen, auch wenn du selbst fast nichts besitzt. Auf diese Weise können wir gemein-sam Freude am Leben finden. Glaubst du das?
WAS WARE E!NE WELT OHNE BARMHERZIGKEIT?
Was wird dir den nötigen Antrieb geben? Seit Jahren werden sich die Christen der Situation bewusst und yerstehen besser, dass Christus alle Menschen zusammenführt: Durch seine Auferstehung hat er sie zu Schwestern und Brüdern einer einzigen Familie gemacht. Wenn sich die Christen sichtbar um Christus versammeln und sich vom Atem des Heiligen Geistes führen lassen, legen sie eine Quelle der Barmherzigkeit und der Solidarität frei, die Kraft schenkt, um immer wieder aufzubrechen.
Was wäre unsere Gesellschaft, was wäre eine Menschheit ohne Barmherzigkeit? Frére Roger, der Gründer der Communauté, hat drei Grundhaltungen des Evangeliums in den Mittelpunkt des Lebens der Brüder gestellt, die für jeden Menschen bedeutsam sind:
Freude
Einfachheit
Barmherzigkeit
Könnten dich diese drei ‚Worte‘ in den kommenden drei Jahren begleiten? Könnten sie dir helfen, die Türen der Solidarität weit zu öffnen – in dir selbst, in deiner Umgebung und in der Gesellschaft?
Beginnen wir im Jahr 2016 mit der Barmherzigkeit! Die Güte Gottes und die Güte des Menschen gehen tiefer als das Böse! Wenn wir uns dies bewusst machen, berühren wir das Herz der Botschaft Christi.
Solidarität in alle Richtungen – getragen von der Güte Gottes und der der Menschen
Ein Gesetzeslehrer fragte Jesus: ,Und wer ist mein Nächster?’ Jesus antwortete ihm: ,Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter. Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter.
Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Am anderen Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.
Was meinst du: ,Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde?“‚ Der Gesetzeslehrer antwortete: ,Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat.’ Da sagte Jesus zu ihm: ,Dann geh und handle genauso!’
Lukas-Evangelium 10,29-37
Wirst du dich mit aller Kraft dafür einsetzen, deinem Nächsten zur Hilfe kommen und geschehenes Unrecht wieder gut zu machen? Christus ist in dem Verletzten gegenwärtig, der am Wegrand liegt; er wartet darauf dass du ihm Erbarmen erweist.
Durchlebst du selbst schwere Zeiten? Christus richtet seinen gütigen Blick auf dlch. Er nimmt sich deiner und der ganzen Menschheit an. Manchmal lässt dich ein Fremder das Antlitz der Liebe Christi erkennen, ein Fremder, den – wie diesen Samariter – zuvor niemand beachtet hat.
Solidarisch mit denen, die diesen Brief verfasst haben und solidarisch mit Euch, die sich berühren lassen, grüße ich Euch herzlich!
Euer
Siehe auch: AUFBRUCH VOLL VERTRAUEN
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