Beim ‚Eingemachten‘ den inneren Kompass stellen
18. Sonntag nach Trinitatis
Ein Schriftgelehrter hatte ihrem Streit zugehört; und da er bemerkt hatte, wie treffend Jesus ihnen antwortete, ging er zu ihm hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen?
Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.
Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm, und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer.
Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen.
Markus 12, 28-34
ALLES KLAR?!
Es gibt immer wieder Situationen im Leben, wo es gilt, die eigene Richtung zu überprüfen, sich ‚einzunorden‘, sagen manche und meinen, den inneren Kompass einzustellen.
Ein Streit über grundsätzliche Fragen des Lebens kann ein Anlass sein. Wir kennen solche manchmal hitzigen Debatten, wenn es um das ‚Eingemachte‘ geht und es kann wichtig werden, sich an einen entsprechenden ‚Ort der Klärung‘ zu begeben.
Überraschend: Das wichtigste ‚Gebot‘ betrifft die Gestaltung unserer Beziehungen. Und einen Augenblick nachgedacht: Unsere Streitpunkte, unsere Krisen, aber auch unsere glückhaften Momente haben letztlich immer mit Beziehung zu tun!
Die ‚erste‘ Beziehung ist die zu ‚Gott‘ – das ist die Aussage dieses Textes, die sich an der gelebten Praxis unserer Zeit ‚reibt‘. Wir leben schließlich weitgehend bevorzugt die ‚horizontale‘ Ich-Du-Ebene und die ‚vertikale‘ ‚Gott‘-Ebene kommt dann erst, wenn überhaupt.
Beziehung ins ‚rechte Licht‘ setzen
Sind diese verschobenen Prioritäten möglicherweise Grund dafür, dass es im Miteinander nicht nur ‚knirscht‘, sondern manchmal auch so ‚tödlich‘ zugeht?
Was würde es für unseren Beziehungs-Alltag heißen, wenn an erster Stelle gelten würde: ‚Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft?‘
Impulse
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Welche Bedeutung hat ‚Gott‘ in der Gestaltung meiner Beziehungen?
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Kann ich in der Beziehung zu ‚Gott‘ eine Bereicherung sehen?
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Wenn ich eher Bevormundung und Einschränkung meiner Freiheit sehe – welches Bild von ‚Gott‘ trage ich in mir?
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Ich stelle mir eine schwierige und inzwischen vielleicht auch abgebrochene Beziehung zu einem mir wichtigen Menschen vor und stelle sie bewusst in das ‚Kraftfeld‘ der ersten Beziehung zu ‚Gott‘. Was geschieht?