UNWORT GEGEN DAS LEBEN
Das Adjektiv „alternativlos“ ist zum Unwort des Jahres 2010 erklärt worden. Den zunächst von Bundeskanzlerin Angela Merkel für die Griechenlandhilfe, später aber auch von anderen Politikern etwa beim Projekt Stuttgart 21 verwendeten Begriff wählte eine unabhängige Jury aus 1123 eingereichten Vorschlägen aus. Der emeritierte Germanistik-Professor Horst-Dieter Schlosser kritisierte den Ausdruck am Dienstag (18.1.11)in Frankfurt am Main als sachlich unangemessen.
Er suggeriere, dass es bei einem Entscheidungsprozess von vornherein keine Alternativen und damit auch keine Notwendigkeit der Diskussion und Argumentation gebe. Behauptungen dieser Art seien im vergangenen Jahr zu oft aufgestellt worden. Sie drohten die Politikverdrossenheit in der Bevölkerung zu verstärken.
19. Januar 2011
Die Entscheidung für das ‚Un-Wort‘ des vergangenen Jahres hat mich nachdenklich gemacht.
‚Alternative’ bedeutet laut ‚Duden’: Freie, unabdingbare Entscheidung zwischen zwei Möglichkeiten und an anderer Stelle erklärend: ‚In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts taucht der Begriff ‚Alternative’ verstärkt auf. Er meint ‚eine andere Lebensweise vertretend; für menschen- und umweltfreundlicher angesehene Formen des Zusammenlebens eintretend’.
Danach hieße ‚alternativlos’ ja, dass eine Entscheidung auch aus jeglichem Lebensprozess herausgenommen ist.
Leben ist nie statisch und festgelegt. Leben ist immer Prozess und Bewegung! Davon zeugen unsere Lebensabläufe. Es ist lohnend, das eigene Leben dahingehend zu betrachten, wie häufig ‚Alternativen’ im Denken und Handeln bestimmend wurden.
Menschen haben mit ‚Alternativen’ immer auch in Prozesse eingegriffen, Stillstand überwunden und Bewegung gebracht.
Das wurde und wird nicht immer mit Beifall aufgenommen. Alternativen zu einer bestehenden Gesellschaftsordnung haben in vielen Fällen zu revolutionären, manchmal auch gewaltvollen Umbrüchen geführt. Alternativ Handelnde wurden und werden angeprangert und als Unruhestifter ausgegrenzt. Gerade die jüngste Geschichte in unserem Land, aber auch die weltweite sind mit Beispielen gefüllt.
Jesus war so gesehen ein echter Alternativer‘.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn.
Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.
Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen.
Matthäus-Evangelium 5, 39+43+44
In seinem ‚Ich aber sage euch …’ hat Jesus Alternativen benannt: Zu diskriminierendem Verhalten, zum uneingeschränkten Recht der Stärkeren gegen die Schwachen, zu anarchischer Freiheit, die jede Bindung verneint. Er hat ‚Alternativloses‘ damit nicht nur in Frage gestellt, sondern sie als lebens-feindlich entlarvt. Jesus hat diese Liebe gelebt! Todesandrohung, Folter und Hinrichtung haben ihn nicht zurückweichen lassen.
Alternativ-Bereitschaft
Damals wie heute hat es Menschen gegeben, die geltenden Lebensstil und entsprechende Entscheidungen als ‚alternativlos’ betrachteten.
Eine alternativlose Einstellung aber erstickt Leben. Wurde dieser Begriff auch in einem bestimmten Zusammenhang gebraucht, so beschreibt er doch über die aktuelle Situation hinaus eine Haltung! Die Entscheidung, diesen Begriff zum ‚Unwort’ zu erklären, stützt die kritische Sicht.
Wir sind mehr denn je aufgefordert, immer wieder neu Alternativen zu entwickeln, wenn Freiheit und Verantwortung verloren zu gehen drohen.
Alternativen entwickeln können sich nur, wenn wir kritisch und genau hinsehen und benennen, was Leben einschränkt. Eine kleine Anekdote nimmt das amüsant auf.
Die Tochter möchte eine Wurst braten. Sie hat alles vorbereitet. Die Pfanne steht auf dem Herd. Die Mutter erinnert sie: „Wenn du eine Wurst braten willst, musst du die Enden abschneiden“.
Die Tochter schaut ihre Mutter überrascht an und fragt sie: „Warum muss ich die Enden abschneiden?“ Auf mehrfaches Nachfragen kann die Mutter keine plausible Begründung geben und verweist ihre Tochter an ihre Oma, denn die hätte es ihr schließlich so beigebracht.
Auch Oma weiß für diesen Sachverhalt keine Begründung und verweist ihre Enkeltochter wiederum an ihre Mutter, die in einem Altersheim lebt.
Das Mädchen nimmt Kontakt zu ihrer Ur-Oma sie lebt hochbetagt im Altersheim – auf und erzählt ihr von den Umständen des Bratens einer Wurst.
Diese überrascht: „Was, Kind, ihr habt immer noch die kleine Pfanne?“
Alternativ leben kann – wie oben beschrieben – riskant sein. Der Mut zur Alternative braucht innere Festigkeit, die sich aus gutem Selbstvertrauen gestützt weiß.
Deshalb ist es wichtig festzuhalten, dass Jesus im Kontext zu seinem ‚Jch-Aber…’ auf solchen Zusammenhang hinweist, indem hier das Gebet hervor gehoben ist.
Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet.
Matthäus 7,7
Das Gebet öffnet Alternativen! Wer alternativlos denkt oder handelt, versagt sich solchem Halt und damit mutiger Haltung!
Übrigens lässt sich auch das Leitwort dieses Jahres 2011 als Alternative für das Leben verstehen!
Ich grüße Euch, die Alternativen Amelie und Zacharias!
Euer nicht immer alternativ denkender und handelnder, aber nicht alternativlos lebender
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