Arithmetik der Liebe

Von | 26. November 2014

Weihnachten 2011          

HEILUNG DURCH UMKEHRUNG

Kehrwert

In der Schule lernten wir den ‚reziproken Wert’, den ‚Kehr-Wert’ kennen. Da wurde der ‚Zähler’ zum ‚Nenner’ und umgekehrt der ‚Nenner’ zum ‚Zähler’.  Genial für einige Rechenvollzüge: Durch einen Bruch wird geteilt, indem man mit seinem Kehrwert multipliziert! Ich habe das mathematisch nie verstanden. Aber fasziniert war ich und ich bin es noch heute. Da dreht man Vorgaben einfach um und findet zu einem Weg, zu einer ganz anderen Sicht, zu einer Lösung. Ich erinnere mich daran, als wir in Taizé in den 1960er Jahren von der ‚Reziprozität‘ in den ‚Nord-Süd-Begegnungen‘ hörten.  Gemeint war damals, dass sich unsere Wahrnehmung ‚umkehrte‘ und wir ‚reichen‘ Europäer in den Begegnungen mit den innerlich reicheren Menschen aus Afrika und Südamerika plötzlich die bedürftigen ‚Armen‘ wurden. Im Laufe meines Lebens habe ich oft nach solchen ‚einfachen‘ Lösungen gesucht. Problemen, die nach einer Lösung rufen, einfach so begegnen können?

Und jetzt ist Weihnachten. Es ist das Fest des ‚Kehr-Wertes‘. ‚Alltags-Sicht‘ weicht der ‚Weihnachts-Arithmetik der Liebe‘. Und die ist nicht zu begreifen. Sie ist nur staunend anzunehmen.   Kehrwert2Das ‚Burn-out-Syndrom‘, einer in ihrer tiefen Sehnsucht nach Gott unbefriedigten Gesellschaft, das sich als Reaktionsbildung in Sackgassen und anscheinend in nicht aufzulösenden Unerträglichkeiten wie Gier nach dem immer Mehr, Ausbeutung, Krieg und Terror zeigt, wird geheilt, indem der seinerseits sehnsüchtige Gott kommt und erfüllt.

Die Sehnsuchts-Erfüllungs-Strategie ist einfach ‚umgekehrt‘ und die ‚Erlösung‘ liegt in unserem Erfüllt- und Gestilltsein! Mystische Arithmetik:  Befreiung – auch in unseren ‚kleinen‘ Lebensumständen! Mit Weihnachten hat die unsägliche Quälerei nach Sehnsuchtsbefriedigung und die damit zusammenhängenden Ersatz-Strategien ihr Ende gefunden! So wird Weihnachten ‚entschieden‘ und nicht ‚unter dem Baum‘, wie uns ein Warenhaus in seiner Werbung weismachen möchte.


Eine kleine Übung

Hebe deine Arme, die Hände gestreckt wie nach etwas ringend nach oben. Du wirst den ‚Schmerz‘ spüren und irgendwann ermüdet die Arme sinken lassen. Halte jetzt entspannt deine Hände wie eine Schale geöffnet vor dich und lasse dich mit diesem ‚Dialog‘ füllen:

Komm in mich, wirb, entwaffne mich. Sieh mich, rühr mich an.

Biet’ mir die Stirn, erforsche mich.

Tau meinen Namen auf, enträtsle mich.

 Komm in mich, klinge auf in mir. Tod sitzt tief in mir;

Verstummt mein Mund – entsteh in mir, tu weh, durchglüh mich, leb mich, leucht in mir.

 Komm aus mir, reiß mich auf, mein Kind. Mensch in mir, wach auf. Empfang mich, überschatte mich. Und geh mit, wo niemand mit mir geht.

Huub Osterhuis


Uns allen ein ‚erfüllendes‘ Weihnachtsfest und ein in diesem Sinne ‚befreites‘ neues Jahr 2012. Umkehrung

  Zum Thema Reziprozität hat ein Leser diese Welt-Karte zugeschickt.


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