VERTRAUEN IST ‚AUSSERORDENTLICH‘
16. Sonntag nach Trinitatis
Ein Mann war krank, Lazarus aus Betanien, dem Dorf, in dem Maria und ihre Schwester Marta wohnten.Daher sandten die Schwestern Jesus die Nachricht: Herr, dein Freund ist krank. Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt. Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag. Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll. Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt, und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war. Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, entgegnete ihm: Herr, er stinkt aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag. Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich es gesagt; denn sie sollen glauben, dass du mich gesandt hast. Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden, und lasst ihn weggehen! Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.
Johannes-Evangelium 11, 1- 45 (in Auswahl)
AUSSERORDENTLICHES
Der Tod ist außerhalb der ‚Ordnung‘. Er ist äußerste Position, wo nichts mehr geht. Dahinter gibt es nichts. Eben ‚außerordentlich‘.
Vertrauen ist außerordentlich. Es ist äußerste Position, wo alles (noch) geht. Dahinter gibt es eben noch ‚alles‘. Auch ‚außerordentlich‘.
Darum wird in dieser Erzählung gerungen. Der Verfasser Johannes legt viel Wert darauf, dass das Außerordentliche und das Unglaubliche begreifbar werden. Deshalb dieser ‚theologische“‚Disput und die umständliche Beschreibung des Geschehens.
‚Das stinkt zum Himmel‘, sagen wir, wenn wir meinen, dass etwas absolut nicht stimmen kann, dass Verrat und Misstrauen im Spiel sind. Und fast lapidar sind darauf die Antworten: ‚Komm heraus!‘ und ‚Löst die Binden!‘ Löst die ‚Binden‘, damit das Vertrauen gehen kann?!
Es stehen keine Toten auf in unserer Zeit und dennoch gibt es so viele Beispiele, wo Menschen das Außerordentliche wagen, einfach aus dem tiefen Vertrauen in diese Kraft, die auffordert: Komm heraus aus dem Gefängnis des Tödlichen!
Heraus aus dem Gefängnis des ‚Tödlichen‘!
Impulse
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Das Außerordentliche zu wagen, das in keine Vorstellung passt, ist Merkmal des ‚Glaubens‘ an die Kraft Gottes in unserem Leben.
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Was verstehe ich unter Vertrauen?
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Wo brauchte ich diesen starken Ruf: Komm heraus!?
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Was muss ich ‚lösen‘, damit ich vertrauensvoll gehen kann?