Bedürftigkeit

Von | 2. September 2014

Bedürftigkeit fällt vor die Füße
13. Sonntag nach Trinitatis

   

Da stand ein Gesetzeslehrer auf, und um Jesus auf die Probe zu stellen, fragte er ihn: Meister, was muss  ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz? Was liest du dort? Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach, und du wirst leben.

Der Gesetzeslehrer wollte seine Frage rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster? Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter. Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter. Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.

Was meinst du: Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde? Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso!

Lukas 10, 25-37


Moralisch gesehen ist diese Geschichte ein Skandal. Sachlich gesehen beschreibt sie ein Problem.

Es ist das Problem der ‚Zuständigkeit in Notfällen‘. In unserem Hilfesystem leiden viele unter den komplizierten ‚Verwaltungs-Wegen‘ bis sie die für sie zuständige Instanz antreffen. Die ‚Warteschleifen‘ mit ihren so unmenschlich anmutenden Computer-Stimmen am Telefon zum Beispiel machen müde, lassen resignieren und treiben in die Wut.

Mit der feinen Nuancierung in seiner Antwort: ‚Wer hat sich als Nächster erwiesen …?‘ macht Jesus das Unmenschliche deutlich. Zuständigkeit ergibt sich aus der aktuellen Situation!

P6282317_kleinLiebe zum Nächsten kennt keine ‚zugewachsenen Wege‘

Ein weiterer Gedanke: In einer Gruppe habe ich diese Erzählung in der Weise inszeniert, dass immer wieder ein ‚unter die Räuber Gefallener‘ da lag und immer wieder unmittelbare Hilfe herausforderte.

Von ‚Jetzt reicht es!“ bis zur Feststellung ‚Das ganze System ist krank‘ gab es Reaktionen. Anschließend die Überlegung, wie die Verhältnisse so verändert werden müssen, dass Menschen nicht immer wieder Opfer werden. Auch dazu bedarf es des ‚Blicks zum Himmel‘ (siehe 12. Sonntag nach Trinitatis), um nicht in Resignation zu ersticken.

Dazu auch (‚Achter Brief aus der ‚Oase‘)
Weltweite Solidarität vorwegnehmen


Impulse

  • Wo gehe ich ‚vorüber‘?

  • Kenne ich Momente, wo ich Grenzen und Vorgaben überschreite, weil die Situation es erfordert?


 

 

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