FREI ZU VERÄNDERUNGEN
Wir brauchen Veränderungen und gleichzeitig brauchen wir das Beständige. Nur in solchem Gleichklang können wir leben.
Wir haben es in diesen Tagen wieder erlebt: Unsere Wünsche und Vorsätze sind meist auf Veränderung ausgerichtet. Ausgesprochen werden sie aber aus dem Bereich des Beständigen, gleichsam aus dem ’sicheren Hafen‘ des Vertrauten.
Ein Leben ohne Veränderung würde mühsam und unwegsam. Ein Leben ohne Beständiges machte ängstlich und würde lähmen.
Auch die Bibel bezieht Stellung und sagt
… meine Worte aber werden nicht vergehen!
Markus-Evangelium 13,31
LEITWORT FÜR DAS JAHR 2004
Christen haben dieses Wort für dieses Jahr 2004 ausgewählt. Es stammt von dem Wanderprediger Jesus von Nazareth, der die Vergänglichkeit kannte wie wir und der die Sehnsucht nach Sicherheit ebenso kannte.
Wir können die Vergänglichkeit nur ertragen, wenn wir gleichzeitig die Gewissheit haben, etwas in unserem Leben ist auch unvergänglich.
Weil wir solche Gewissheit brauchen, versuchen wir – häufig gar nicht bewusst – mit viel Einsatz unvergänglich zu machen, was doch letztlich vergänglich ist und bleibt. Das führt zu manchmal groteskem Verhalten, wenn wir um jeden Preis festhalten müssen und – es führt zur Enttäuschung, die ihre eigene Dynamik entwickelt.
Lebensnotwendige Veränderungen – übrigens auch die überfälligen Reformen – haben dann keinen Raum. Und wir müssen uns an dieser Stelle auch die Frage gefallen lassen, ob nicht mancher Widerstand gegen notwendige Veränderungen unserer gesellschaftlichen Sicherungs-Systeme hier seine tiefere Begründung findet.
Dieses Jesus-Wort spitzt so sehr zu, damit wir unübersehbar erkennen: Selbst wenn unsere biologische Lebensgrundlage, der Kosmos zusammenbräche, bleibt ‚mein Wort‘ bestehen.
Positiv ausgedrückt: Wagt etwas, denn das, was euch letztlich wirklich hält und erhält, das bleibt bestehen. Darauf mein ‚Ehren-Wort‘.
Was eigentlich soll Bestand behalten?
Das ist die Frage, die nicht nur am Anfang dieses Jahres bewegt und jeder wird hier seine Antwort finden müssen. Jede gefundene persönliche Antwort wird frei für Veränderungen machen.
Das Europäische Jugend-Treffen in Hamburg liegt hinter uns. Manche der europäischen Jugendlichen sind noch unterwegs in ihre Heimat, während ich diesen Text schreibe.
Viele von ihnen sind mit dieser Frage unterwegs und manche vielleicht auch mit einer Antwort.
Frére Roger, der Prior der Gemeinschaft von Taizé schreibt in seinem ‚Brief aus Taizé‘ * für das neue Jahr:
‚Einmal fragte ich einen Jugendlichen, was in seinen Augen der wesentliche Halt seines Lebens sei: Er antworte: ‚Die Freude und Güte des Herzens‘. …. Ja, für unseren Weg legt Gott uns einen Funken Güte in den Seelengrund, der nur darauf wartet, zur Flamme zu werden‘.
Ich wünsche uns allen die ‚Flamme‘ aus diesem ‚Funken‘.
* Der „Brief aus Taizé“ kann HIER abonniert werden!