Erkenntnis in der Stille
Schau in den Brunnen!
Ein Einsiedler schöpft Wasser aus einem Brunnen. Ein Vorübergehender fragt ihn, warum er denn so für sich lebe, was er davon habe. Seine Antwort an den Fragenden: Schau in den Brunnen – was siehst du? Irritiert die Antwort: Ich sehe nichts – nur bewegtes Wasser.
Als der Einsiedler den Menschen an seiner Seite nach einiger Zeit auffordert, nun noch einmal in den Brunnen zu schauen, tut er dieses nur zögernd. Dann erstaunt die Antwort: Ich sehe mich!
Das ist die Antwort, die ich dir geben kann, entgegnet der Einsiedler.
Wenn wir aktiv sind, wenn wir immer nach außen gekehrt sind, sehen wir uns selbst nicht, allenfalls sehr verschwommen.
Indem wir zu Ruhe kommen, erkennen wir uns und Stille ist wie die spiegelnde Wasserfläche in der Tiefe des Brunnens. Im Stillhalten, wenn die ‚Wogen‘ zur Ruhe gekommen sind, können wir uns und unsere Sehnsucht erkennen.
Brunnen und Spiegelung sind Bilder für Erkenntnis und Sehnsucht nach Verwandlung.
Das Märchen ‚Der Froschkönig‘ und ein biblischer Erzähltext nehmen das Thema auf.
Biblischer Erzähl-Text
Begegnung am Brunnen
Jesus verließ Judäa und ging zurück nach Galiläa. Dabei musste er durch Samarien ziehen.
Unterwegs kam er in die Nähe des Dorfes Sychar, das nicht weit von dem Feld entfernt liegt, das Jakob einst seinem Sohn Josef vererbt hatte.
Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Jesus war von dem langen Weg müde geworden und setzte sich an den Brunnen. Es war gegen Mittag.
Da kam eine samaritische Frau zum Wasserholen. Jesus sagte zu ihr: »Gib mir einen Schluck Wasser! Seine Jünger waren ins Dorf gegangen, um etwas zu essen zu kaufen.
Die Frau antwortete: ‚Du bist ein Jude, und ich bin eine Samariterin. Wie kannst du mich da um etwas zu trinken bitten?‘ – Die Juden vermeiden nämlich jeden Umgang mit Samaritern.
Jesus antwortete: ‚Wenn du wüsstest, was Gott den Menschen schenken will und wer es ist, der dich jetzt um Wasser bittet, dann hättest du ihn um Wasser gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.‘
‚Herr, du hast doch keinen Eimer‘, sagte die Frau, »und der Brunnen ist tief. Woher willst du dann das lebendige Wasser haben?
Unser Stammvater Jakob hat uns diesen Brunnen hinterlassen. Er selbst, seine Söhne und seine ganze Herde tranken daraus. Du willst doch nicht sagen, dass du mehr bist als Jakob?‘
Jesus antwortete: ‚Wer dieses Wasser trinkt, wird wieder durstig. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird in Ewigkeit keinen Durst mehr haben. Ich gebe ihm Wasser, das in ihm zu einer Quelle wird, die bis ins ewige Leben weitersprudelt.‘
Johannes-Evangelium 4,1-14
Diesen Fragen gehen wir nach
- Welches Bild habe ich von mir?
- Wie bereit bin ich, mich in der Tiefe meines Seins ‚aufzusuchen‘?
- ‚Wie tief‘ vermag ich in meine Existenz ‚einzudringen‘ und was kann mir dabei helfen?
- Die Annahme negativer Sicht ermöglicht Verwandlung in Lebensenergie. Was in mir möchte ich ‚verwandelt‘ wissen?
- Wie stehe ich zu der Aussage: ‚Als ich mich erkannte, wurde mir arm ums Herz‘?