Zum Geburtstag
der ‚Dritten Dimension‘
Sie macht unsere Lebendigkeit vollkommen!
‚Das habt zum Zeichen‘!
Jetzt fassbar, begreifbar, gestaltbar …
GEDANKEN ZUM WEIHNACHTSFEST 2021
Zunehmend leben wir polarisiert und polarisierend. Aus dem verdeckten oder vordergründigen Spannungsgeschehen zwischen ‚Gegenüber‘ und ‚Ich‘ deuten wir; Meinungen und Begründungen springen hin und her, aber sie ankern nicht. Manchen ist das unerträglich, besonders, wenn daraus resultierendes Verhalten unverständlich und widersprüchlich erlebt wird.
Als die ‚Gegenüber-Parteien‘, auf dem Wege zu einer konstruktiven Regierungstätigkeit waren, hatten sie sich das Schweigen um der Sache willen verordnet. Für mich ein Zeichen von Augenhöhe und Reife und gleichzeitig Herausforderung. Schnell gab es misstrauische Verdächtigungen.
Unter mühsamem Ringen bilden sich auf der ‚horizontalen‘ Beziehungs-Ebene Kompromisse; manchmal unter ‚Zähne knirschen‘ Verzicht und entsprechende ‚Deals‘ als Ergebnis. Das gilt für die gesellschaftliche und politische wie familiäre Beziehungsebene gleichermaßen.
Durchsetzung eigener Interessen, ‚faule‘ Kompromisse und Vermeidungsstrategien. Abwägen und übersehene Nischen entdecken. Gewichten zwischen Erfolg und Niederlage, zwischen Vorteilen und Nachteilen. Schwerfällig erreichte Akzeptanz vor ablehnender Konfrontation des ‚Anderen‘.
Das sind die Ambivalenzen, in denen sich Leben ereignet, meist anstrengend, manchmal sogar um den Preis seelischer Erkrankungen.
Da entsteht Raum für Sehnsucht. Sehnsucht nach Ausgleich und Zufriedenheit. Andererseits sprießen Rezepturen. Die nutzen das Gefälle und bieten mancherlei ‚Ersatz‘, um dem Kräfte aufzehrenden Dilemma entrinnen zu können. Entsprechende ‚Werbeplätze‘ sind entlarvend, wenn sie das Bewusstsein abzulenken versuchen.
Welch‘ ein Segen: Da steht Weihnachten wie gerufen vor der Tür. Natürlich haben die Vorbereitungen auf das Fest sich längst ‚angepasst‘ und nehmen die ‚Ersatz-Mechanismen‘ in ihren Dienst. Der oben skizzierte Stress kommt jetzt einfach in anderem Gewand daher.
Nun aber ist oder war ‚Advent‘ – die Zeit, um das Heilende des Festes ins Bewusstsein zu bringen.
Das englische ‚adventure‘ meint ‚Abenteuerliches‘ und wird zur Verständnishilfe für diese Zeit. Ja, es ist ein Abenteuer, der ‚dritten Dimension‘ des Beziehungsgeschehens Raum zu geben. Sich dieser zu stellen, ist einzige Voraussetzung, die genannte Sehnsucht erfüllt zu sehen.
Die in Bilder gefasste Botschaft von Weihnachten gibt dazu wertvolle Anstöße. Maria und Josef , die in ihrer Zweisamkeit Herausgerufenen, haben manches zu klären. Da haben wir vollstes Verständnis, weil wir uns an manche quälenden Klärungsprozesse in unseren Beziehungen erinnern.
In diesem Prozess, der eine Trennung herauf zu beschwören scheint, tritt ein ‚Engel‘ auf. Der deutet und nennt unglaubliche Perspektiven. Vielleicht erinnern auch wir uns jetzt an Lösungen in verfahrenen Situationen – plötzlich ‚wie aus heiterem Himmel‘ kommend?
Die Liebe zum werdenden Kind kann jetzt wachsen, ist dann aber wieder schnell auf die Probe gestellt. Die Bedingungen der Geburt sind kaum auszuhalten. Mehr unterwegs als ‚zu Hause‘. Politische und gesellschaftliche Bedingungen stellen sich in den Weg – wie eine nicht zu durchschauende Pandemie in unserer Zeit. Das werdende Eltern-Paar ist wie eingeklemmt. Der Stall ist weniger als eine Notlösung.
Dann kommt Hilfe. Nicht erwartet und schon gar nicht so! Hirten aus der Nachbarschaft, eher gemiedenes als toleriertes ‚Lumpengesindel‘ (Steffensky) sind die Beauftragten. Die sind plötzlich da und vermitteln mit ihrem Auftreten so viel Zuversicht, wieder überraschend ‚wie gerufen‘. Auch hier werden manche aktuell von plötzlich auftretenden ‚Beauftragten‘ zu erzählen wissen.
‚Maria bewegte alles in ihrem Herzen …‘ kommentiert Lukas die von ihm überlieferten Bilder und macht die ‚Dritte Dimension‘ begreifbar. Glaube, Liebe Hoffnung sind optimierende Kräfte der ‚anderen Art‘, die wie Licht aus dem ‚Nebenbei‘ leuchten.
Es sind ‚Nebenbei-Ereignisse‘, von der ‚dritten Kraft‘ bevorzugte Orte der Klärung. Sie laden zum befreienden Blick auf das Ganze und entlassen den ‚Teufel im Detail‘.
Sie machen die Gottes-Präsenz fassbar, wie sie in unser Lebensschema als wesentliche ‚Dritte Dimension‘ eingefügt ist und gibt ihr heilende Sprache in Momenten von Sprachlosigkeit.
Auch das Kind in der Krippe ist ja nicht von vorne herein eine Perspektive für die Sehnsuchtsvollen aller Zeiten.
Dennoch: ‚Das habt zum Zeichen … Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren, und nicht in dir: Du bliebest doch in alle Ewigkeit verloren. Angelus Silesius
Die Zeichen machen Mut, den manchmal unscheinbaren Episoden besondere Aufmerksamkeit zu schenken, weil die den ausgelaugten Existenzen erlösende Sehnsuchts-Erfüllung bringen.
Sie halten dagegen und fordern heraus: Schau doch mal in deinem Leben auf die Momente, die dir plötzlich einen ‚Engel‘ in den Weg stellten. Erinnere dich doch bitte daran, welche überraschenden Botschaften sich bei dir einnisteten und wider Erwarten in auswegloser Situation dich mit ungeheurem Elan ausstatteten.
Oder erinnere dich an Momente, die eigentlich ganz unbedeutend daherkamen, du sie fast nicht gesehen, nicht gehört, nicht gespürt hast und dennoch stehen geblieben bist; genau hingesehen, genau hingehört, genau hin gespürt hast du. Und es hat einige Zeit gedauert, bis du genau diesen Moment als den Wendepunkt in deinem Leben erkanntest. ‚Das hab‘ zum Zeichen‘!
Ja, diese Zeit ist Zeit der Erinnerung und Festigung einer Gewissheit, die schon längst anklopfte. Sie ist die Manifestation des später in die Öffentlichkeit tretenden Jesus: ‚Ändert eure Sicht‘! Die ‚dritte Instanz‘ – das Himmelreich – ist (längst) in euch eingekehrt! Matthäus 4,17
Und das zu feiern ist sinnvoll. Da kehrt Dankbarkeit ein und du schaust auf das Gewurstel im ‚Social Media‘ fast liebevoll. Dein gewandelter Blick ist Weihnachts-Segen, der wirklich von ‚oben‘ kommt.
Einen solchen Blick wünsche ich Dir, Euch, mir in dieser Zeit – neu belebt!
Euer
In der Bibel findest Du die ‚Nebenbei-Hinweise‘
im Anfang der Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas
Die spirituelle Dimension
Ich selbst habe keine Zweifel daran,
dass es diese Dimension gibt,
in der die Ereignisse meines Lebens
in einem anderen Licht erscheinen.
Ich habe auch keinen Zweifel,
dass sie für die große Mehrheit
der Menschen erfahrbar ist.
Ich bin weiterhin überzeugt, dass es heilsam ist,
sich gelegentlich dieser Dimension
bewusst zu werden.
Es ist allerdings sehr subjektiv,
welche Vorstellungen jemand entwickelt,
welche Worte er benutzt,
um diese Dimension zu benennen:
Gott oder Ewigkeit
oder höhere Macht oder Licht oder Liebe?
Oder ganz anders?
Wer diese höhere Macht innerhalb und außerhalb
seines Selbst anerkennt,
kommt in sein menschliches Maß zurück.
Und das wird ihm gut tun.
Aus: Detlef Wendler, Wie du bist, ist es gut. © Verlag Kreuz, Stuttgart 2008
‚Ich würde gern ohne Gott von Gott sprechen.
Die Sprache finden, die Türen öffnet,
die durch Enttäuschung und Unverständnis
lange verschlossen blieben.‘
Dietrich Bonhoeffer
DIE SPRACHE DER ‚DRITTEN DIMENSION‘
WEITERE IMPULSE ZUR
WEIHNACHTS-ZEIT