DAS LIEGT (mir) AM HERZEN
Unsere Gefühle und Gedanken behalten wir gern für uns. Was gehen sie auch andere an? So denken manche.
Und so verschließen sie sich und ihre Herzen.
Und manchmal sprechen wir als Erklärung für eine nicht zu deutende innere Not: „Das liegt am Herzen“ und um einer Entscheidung Nachdruck zu verleihen, sprechen wir: „Das liegt mir am Herzen“.
Wenn wir unsere Herzen „öffnen“ und einmal einen Blick hineinwerfen könnten, dann würden wir es vielleicht so sehen, wie auf dem Bild.
Steine – Papierschnipsel – Scherben – Spiegelfolie – Watte wurden zur Verdeutlichung von Herz-‚Zustand‘ in einem Gottesdienst in unserem Dorf Venne gezeigt und wie nachfolgend beschrieben interpretiert:
Das Herz – stein-‚hart’…
Sorgen und Probleme machen das Herz schwer und belasten es. Es gibt keinen Platz für anderes. Es braucht einen Ort der Entlastung.
Das Herz – ‚verzettelt‘ …
Flüchtige und unendlich viele Gedanken verbergen sich in diesem Herzen. Durcheinander und Unbeständigkeit bieten keine innere Sicherheit. Es braucht die ordnende Stille.
Das Herz – zerbrochen.
In diesem Herz liegt viel Zerbrochenes. Trauer und Erinnerung an Unbewältigtes fesseln das Herz an die Vergangenheit.
Es braucht das Loslassen und die Heilung.
Herz – spiegelglatt.
Jedes Ereignis spiegelt sich und wird reflektiert. Das Herz ist Außen-Reizen ständig wie ausgeliefert. Bleibendes kann nicht Platz gewinnen. Nichts geht in die Tiefe. Es braucht die Zusage: Du bist nicht für alles verantwortlich!
Herz – ‚watte‘-weich.
Warm und weich ist dieses Herz. Der innere Reichtum bietet bergenden Platz. Dieses Herz fängt auf und bettet weich. Manche sagen: Das ist der Gottes-Ort. Es trägt die Gewissheit: Lasse dich fallen und spüre, dass du getragen bist. Sehnsucht nach Erlösung.
Manchmal ist das Leben, dem wir „dienen“ möchten, entstellt und hässlich. Es bedarf der Erlösung.
Am andern Morgen kam ein Wagen herangefahren, mit acht weißen Pferden bespannt, die hatten weiße Straußfedern auf dem Kopf und gingen in goldenen Ketten, und hinten stand der der Diener des jungen Königs, das war der treue Heinrich. Der treue Heinrich hatte sich so betrübt, als sein Herr war in einen Frosch verwandelt worden, dass er drei eiserne Bande hatte um sein Herz legen lassen, damit es ihm nicht vor Traurigkeit zerspränge.
Der Wagen aber sollte den jungen König in sein Reich abholen; der treue Heinrich hob beide hinein, stellte sich wieder hinten auf und war voller Freude über die Erlösung. Und als sie ein Stück Wegs gefahren waren, hörte der Königssohn, dass es hinter ihm krachte, als wäre etwas zerbrochen. Da drehte er sich um und rief:
„Heinrich, der Wagen bricht.“
„Nein, Herr, der Wagen nicht – es ist ein Band von meinem Herzen, das da lag in großen Schmerzen, als Ihr in dem Brunnen saßt, als Ihr ein Frosch wart“
Noch einmal und noch einmal krachte es auf dem Weg, und der Königssohn meinte immer, der Wagen bräche, aber es waren nur die Bande, die vom Herzen des treuen Heinrich absprangen, weil sein Herr erlöst und glücklich war.
Grimms Märchen, „Der Froschkönig“
Gegen die Sorge. Unsere Herzbefindlichkeit ist niemals gleich. Sie ist keine Konstante. Sie ist verwandelbar.
Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt.
Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung?
Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?
Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern?
Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht.
Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.
Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!
Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen?
Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht.
Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen (sorgt euch um eure „Mitte“); dann wird euch alles andere dazugegeben.
Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.
Matthäus-Evangelium 6, 25-34
Seht die Blumen auf dem Feld …
„Eine erstaunliche Regel, die Jesus aufstellt, wenn er sagt: Macht euch keine Sorgen! Jene überlegene Heiterkeit, die es wagt, die Existenz von uns Menschen mit der von sorglosen Blumen oder Vögeln zu vergleichen! …… War Jesus naiv? Nein, Jesus wusste wohl, in was für einer Welt er lebte und wie feindlich diese Welt seiner Sorglosigkeit entgegenstand. Er lebte, was seinen eigenen Weg betraf, im Ungewissen. Er wusste nur, was er wissen musste, um seine Sendung erfüllen zu können. Aber er war der „Anfänger und Vollender des Glaubens“, jenes Zutrauens, er werde jeden Tag empfangen, was er brauche. Er war jener mystische Augenblicksmensch, der jetzt und hier der Ankunft Gottes gegenüber offen ist. Ich empfand bei ihm von jeher jene überlegene Leichtigkeit, die dort einkehrt, wo der Wille Gottes an die Stelle getreten ist, an der sonst der Wille des Menschen sich durchsetzen muss.
Denn von ihr spricht Jesus als vom „Glück“, von der „Seligkeit“ mit ihrer großen, heiteren Kraft. Sie hat mich immer überzeugt, und ich empfinde heute das Gebet so, als hängte ich eine Schaukel an den Himmel, der durchaus passende Haken dafür hat, und ich fände in den Bewegungen dieser Schaukel Halt genug, auch wenn mir jemand alles, worauf ich stehen könne, unter den Füßen wegzöge. ……“
Jörg Zink, aus „Dornen können Rosen tragen“, Kreuz-Verlag