GEGEN AUSSICHTSLOSIGKEIT ….
In einer Zeit, wo uns ein Virus in eine verzweifelte Situation bringt und den permanenten Gedanken festigt, Wege zu finden, über diesen ansteckenden Virus die Herrschaft zu gewinnen, feiern wir vielfach in andere Traditionen verschoben den ‚Tag der Himmelfahrt Christi‘. Es mag ein hilfloses Bild sein, als Menschen vor 2000 Jahren ebenfalls in ‚Krise der Handlungsunfähigkeit‘ die befreiende Entdeckung machten, die Botschaft von der ‚unbegrenzt gestaltenden Kraft des Vertrauens‘ über Alles und in Allem gerade denen zu bringen, die sich in Aussichtslosigkeit gefangen fühlten.
In einer Begleitung zum Himmelfahrtstag lese ich eine Betrachtung zu diesem Text aus einem Brief an eine ‚verwirrte‘ Gemeinde in Kleinasien.
6 Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein,
7 sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. /Sein Leben war das eines Menschen;
8 er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod,
bis zum Tod am Kreuz.
9 Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen,
der größer ist als alle Namen,
10 damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu
11 und jeder Mund bekennt: «Jesus Christus ist der Herr» – zur Ehre Gottes, des Vaters.
In der neuen Genfer Übersetzung heißt es: »ER, der Gott in allem gleich war und auf EINER Stufe mit ihm stand, nutzte seine Macht nicht zu seinem eigenen Vorteil aus. Im Gegenteil: er verzichtete auf alle seine Vorrechte und stellte sich auf eine Stufe wie ein Diener …’Gott wurde Mensch in Christus, und wir sollen so gesinnt sein wie ER‘.
‚Ihr werdet sein wie Gott!‘, so versprach uns die Schlange. Das wäre doch wunderbar! Ich wäre gern so mächtig wie Gott. Was könnte man alles an Gutem wirken!Und an Bösem verhindern! Und wenn das dann sogar mit göttlicher Weisheit verbunden wäre! Stattdessen bin ich gebunden an meine Begrenztheit und leide darunter, vor allem, wenn ich davon ausgehe, dass das Wohl eines Menschen, einer Einrichtung, einer Organisation, meiner Familie oder meinen Freunden an meinem Tun oder Nichttun hängt. Und so gehe
in allerbester Absicht über die Grenzen – meine zuallererst, dann auch über die der anderen. Ich hetze vielen Terminen, Besprechungen, Zielen hinterher – immer im Glauben, dass ‚es‘ von mir und meinem Tun abhinge.
‚Und ihr werdet sein wie Gott‘ – verbirgt sich womöglich hinter unserem hohen Anspruch der Anspruch, der schon unsere Urahnen zu Fall brachte? Das alte Muster: mehr und besser sein zu wollen? Das Tückische daran: Wir sollen uns ja Mühe geben, wir sollen besser werden wollen. Dabei brauche ich eben alle Macht, die mir zur Verfügung steht.
Falsch so lerne ich heute. Nur die Macht der Liebe. Und ganz ausschließlich in der Bindung an und im Auftrag von Gott. Falls wir sein wollen, was der heutige Bibeltext von uns fordert: so gesinnt, wie Jesus auch war. Der dann den Mächtigen dieser dieser ausgeliefert war, arm, auf Machtausübung verzichtend, ausschließlich auf die Macht der Liebe setzend.
GABRIELE HILGENSTOCK
Was da unterwürfig mit ‚ihre Knie beugen‘ beschrieben ist, meint nicht mehr und nicht weniger, der Herausforderung in einer Krise unbedingt die Bindung an diese weitergegebene Kraft des Vertrauens an die Seite zu geben, um frei und unabhängig handeln zu können.
Daraus geht übrigens auch unsere in den Augen mancher gefährdete Demokratie gestärkt hervor!
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