Weihnachten 2008
SEHNSUCHT SUCHT ‚SCHLÜSSEL-LOCH‘
Zum Weihnachtsfest laufen ‚Verpackungskünstler‘ zur Höchstform auf. Kunstvoll werden Geschenke verpackt. Verpackungen sollen zunächst den unmittelbaren Blick auf das Geschenk verwehren und gleichzeitig sollen sie neugierig machen.
Für manche ist das Auspacken von Geschenken ein kleines Ritual. Sorgfältig werden Verklebungen und Knoten gelöst, die Verpackung behutsam entfaltet. Anderen geht es nicht schnell genug. Sie reißen auf und die Schere ist unverzichtbar.
Kindern bleibt das Weihnachtszimmer verschlossen und wir erinnern uns gern an den Moment, als wir durch das Schlüsselloch einen Blick tun konnten, um unsere Neugier ein wenig zu stillen.
Das Auspacken von Geschenken und der Blick durch das Schlüsselloch sind von unserer Neugier getrieben. Diese ‚Gier‘ nach ‚Neuem‘ sucht das ganz Andere. Es ist Ziel unserer Sehnsucht. Sie sucht das Schlüsselloch in den Mauern der Erstarrung aus Angst, Enge im Denken, Unversöhnlichkeit auch den eigenen Defiziten gegenüber, aus Schuldzuweisungen und Resignation.
Wie ein Schlüsselloch in den Mauern von Erstarrung
Die uns immer wieder neu bewegende Erzählung von der Geburt Jesu ist auch eine ‚Verpackung‘ und sie ist so etwas wie ‚der Blick durch das Schlüsselloch‘. Bilder von den gesellschaftspolitischen und persönlichen Bedingungen zum Zeitpunkt der Geburt, vom ‚Kind in der Krippe’, von den ‚Hirten auf dem Felde’ werden in Liedern und Auslegungen interpretierend ‚entpackt‘. Durch das ‚Schlüsselloch‘ dahinter geschaut, erkennen wir Angenommensein, Geborgenheit, Weite im Denken, Versöhnung, Vergebung, Freiheit, Liebe, Frieden, den Reichtum aus Einfachheit …
Dieses ‚Auspacken’ und dieses ‚Dahinter-Schauen’ sind es eigentlich, die unsere Feiern schmücken. In ihrer Vielgestaltigkeit sind sie Zeichen der Sehnsucht nach gelungener Gemeinschaft untereinander und mit Gott. ‚Gott ist gesellig: Das Du zum anderen Du – und Gott gesellt sich dazu ’, hat jemand geschrieben.
Solche Geselligkeit, die Vertrauen, Liebe und Hoffnung kennt, brauchen wir mit Blick auf die pessimistischen Einstimmungen auf ein ‚Jahr der schlechten Nachrichten’ besonders.
Ich wünsche Euch und mir bei der Feier des Weihnachtsfestes und des Jahreswechsels diese Geselligkeit und viele schöne ‚Entpackungs-Erlebnisse‘.
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