Fundgrube für Verlorenes

Von | 22. Dezember 2013

Weihnachten 2012

Angefragt: Klarer Hinweis!

 

Lieber Freund, liebe Freundin!

‚Wo ist das nur geblieben‘? ‚Hast du es irgendwo liegen sehen‘? So fragen wir und wir sind dankbar, wenn wir einen Hinweis erhalten und das Vermisste (wieder) finden. Erhalten wir keinen Hinweis. versuchen wir uns daran zu erinnern, wann wir das verloren Gegangene zum letzten Mal gesehen oder benutzt hatten.

So einen Weg zurück zu erinnern, kann sehr bewegend sein. Schließlich durchstreifen wir einen bestimmten Zeitraum und Kleinigkeiten werden wichtig. Wir erinnern uns an Details.

‚Als ich aus dem Bahnhof kam – da hatte ich es noch in der Hand!‘ Der Kreis scheint sich zu schließen. ‚Also, muss ich es liegen gelassen haben, als ich am Kiosk noch eine Tasse Kaffee trank‘. So setze ich meine Suche fort. ‚Nein, hier ist nichts abgegeben worden‘ erfahre ich. ‚Versuchen sie es doch mal beim Fundbüro – gleich hier um die Ecke!‘. wird mir geraten.

Dort wird die entscheidende Frage gestellt: Ich soll beschreiben, wie das aussieht, was ich vermisse. Ich konzentriere mich. Die Details sind nur unklar. Entsprechend wenig überzeugend wirkt mein Versuch zu beschreiben. Was nun?

‚Können Sie mir nicht alles Gefundene zeigen? Ich würde es sofort erkennen‘. ‚Nein, das darf ich nicht‘ erhalte ich die Antwort, ‚Sie müssen mir schon einen klaren Hinweis geben …..‘

Vielleicht alles etwas fiktiv, aber durchaus vorstellbar.

Weihnachten scheint so etwas zu sein wie eine ‚Fundgrube‘ für das, was verloren ging. Wenn wir mit den Vorbereitungen beginnen, wenn uns die ‚weihnachtlichen Attribute‘ erinnern, entsteht häufig Widerstand: ‚Der ganze Rummel nervt‘! und ein vielleicht noch diffuses Gefühl: ‚Es ist etwas Wesentliches verloren gegangen‘.

Ich erkenne, dass ich mich nicht mehr richtig freuen kann. Ich erkenne, dass ich in Ansprüchen ersticke. Ich sehe, dass ich tief enttäuscht bin und meine Enttäuschung ‚mir ins Gesicht geschrieben steht‘. Froh bin ich erst, wenn diese Tage überstanden sind und gleichzeitig schafft sich eine Ahnung Raum, dann vielleicht doch etwas Entscheidendes verpasst zu haben?

‚Heut schließt er wieder die Tür zum schönen Paradeis‘, hören wir in einem alten Weihnachtslied gesungen. Dass erreicht und öffnet. Das ist es – alles Sehnen aus das Leben Belastendem mündet letztlich in die ‚Sehnsucht nach dem schönen Paradies‘. So ist es ist nicht überraschend, dass sich in dieser Zeit mit uns so viele einfinden – alle auf der Suche nach verloren Gegangenem?!

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Das ‚Paradies‘ ist Sinnbild für die Erfüllung unserer Grund-Bedürftigkeit nach Geborgenheit, nach Freude, nach Gemeinschaft, nach Selbstwert, nach der Freiheit, einfach leben zu dürfen.

Die Suche nach dem Paradies auf Erden, nach dem, das verloren ging, bestimmt so unendlich vieles Mühen im Leben und mündet nicht selten in bedrückenden Sack-gassen …

Lassen wir uns bewusst auf Weihnachten ein. Die vordergründigen Attribute erhalten den ‚zweiten Platz‘ und die ‚hintergründigen‘ paradiesischen stehen jetzt an erster Stelle. Gleichsam versteckt sind sie in den weihnachtlichen Bildern. Machen wir uns auf die Suche!

In das Bild von politischer Aktion verwoben das fast unauffällige Handeln Gottes; das Bild von der Überraschung im Alltag, wenn wir auf die Hirten schauen; das Bild von der Gelassenheit der jungen Mutter, ‚die alle diese Ereignisse in ihrem Herzen bewegt‘; das Bild von den singenden Engeln, die die Melodie der Lebens-Gewissheit in die Herzen singen ….

‚Das hört sich gut an- und wie geht das?‘, mögt ihr fragen. Vielleicht so?*:
Eine
stille Weihnachtsbesinnung – für einige Minuten!?


 Halte für einen Augenblick inne und stelle dich aufrecht.

 Nimm durch deine Füße Kontakt zur festen Erde auf.

 Spüre über deine Beine, das Becken und die Wirbelsäule eine Bewegung zum

 Kopf hin, so dass du dich in deiner ganzen Gestalt wahrnehmen kannst.

 Lass bei leicht geöffnetem Mund deinen Atem fließen.

 Spüre über deinem Kopf den Raum die Luft und letztlich den Himmel.

 Zu deinen Füßen die Erde, über deinem Kopf der Himmel: Dazwischen stehst du.
Nimm die Spannung zwischen Erde und Himmel  wahr und lass sie durch dich fließen.

* Entnommen aus ‚Atme auf!’ Peter Dyckhoff


Indem wir uns so schweigend gegenwärtig auf die Bilder einlassen und unserer Sehnsucht Raum geben, können wir spüren, wie sie uns aufschließen und uns durchdringen.

Wir gewinnen Vertrauen in das ‚heimliche Handeln‘ Gottes in unserem Leben; wir können unseren Alltag liebevoller ernst nehmen, weil sich gerade hier die unerwartete Nähe Gottes ereignen will; wir öffnen unser Herz, um aus solcher ‚Sicht‘ zum inneren Frieden zu finden.

Ganz anders als, wie oben im Fundbüro geschildert, akribisch genau beschreiben zu müssen, was uns verloren ging: Indem wir unsere Bedürftigkeit annehmen, werden wir die Überraschten, die Begleiteten, die Gelassenen, die Zufriedenen und die Singenden!

So haben wir die ‚Erde’ in den ‚Himmel’ mitgenommen und gewinnen ein Stück Paradies in uns! Erkenntnis im Schweigen – die ‚Muttersprache‘ Gottes ist das Schweigen, haben wir neulich gehört.

In solchem Sinne: Gesegnete Weihnachten und gewisse Schritte in das neue Jahr!

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Die bildreiche Erzählung von der Geburt Jesu.

Damals geschah Folgendes: der römische Kaiser Augustus erließ ein Gesetz, nach dem sein ganzes Weltreich statistisch erfasst werden sollte. Diese erste Erhebung aller Daten fand statt, als Quirinius als Gouverneur die Provinz Syrien verwaltete.

Alle Menschen machten sich auf den Weg, um ihre Namen erfassen zu lassen, und zwar jeder in seinem Heimatort. So zog auch Josef los, aus Galiläa, aus dem Ort Nazareth, hinauf in die Provinz Judäa, nach Bethlehem, der Heimatstadt von König David. Denn er war ein direkter Nachfahre von David und hatte dort noch Heimatrecht.

Deshalb wollte er sich dort registrieren lassen, zusammen mit seiner Verlobten Maria, die inzwischen schwanger war. Während sie sich dort aufhielten, rückte der Geburtstermin immer näher und Maria brachte einen Sohn zur Welt, ihr erstes Kind. Sie wickelte ihn fest ein und legte ihn zum Schlafen in einen Futtertrog, denn sie hatten im Gasthaus keinen anderen geeigneten Platz finden können.

Hirten befanden sich in der Gegend. Sie verbrachten die Nacht auf dem freien Feld, weil sie ihre Herden bewachen mussten. Da stand plötzlich ein Engel, ein Bote von Gott, vor ihnen. Der Licht­glanz der Herrlichkeit Gottes machte alles um sie herum ganz hell und sie wurden von großer Furcht ergriffen.

Doch der Gottesbote sagte zu ihnen: „Habt keine Angst! Denn ich bin hier, um euch eine wunderbare Nachricht zu bringen! Große Freude be­deutet sie für alle Menschen. Heute ist für euch der Weltenretter geboren, der Messias, der rechtmäßige Herr, und zwar in dem Heimatort von David.

 

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Und das kann euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Baby finden, das in Windeln eingewickelt in einem Futtertrog liegt.“

Plötzlich war da bei dem Gottesboten eine riesig große Armee des Himmels. Die sangen  Loblieder auf Gott und riefen:

„Gott gehört alle Ehre in den höchsten Höhen! Sein Friede kommt zu den  Menschen, die nach seinem guten Willen leben.“

Als dann die Engel wieder in den Himmel zurückkehrten, sagten die Hirten zueinander: “Los, lasst uns nach Bethlehem gehen! Wir wollen unbedingt sehen, was wir gehört haben, die Botschaft, die Gott uns mitgeteilt hat!“

Sie liefen so schnell wie möglich forthin und fanden alle vor: ;Maria und Josef und das Baby, das im Futtertrog lag. Sie sahen sie und erkannten sie aufgrund dessen, was ihnen über das kleine Kind berichtet worden war.

Alle, die von diesen Ereignissen hörten, staunten über das, was die Hirten ihnen erzählten. Und Maria nahm alles in sich auf und bewegte das, was sie gehört und erfahren hatte, in ihrem Herzen.
Lukas-Evangelium 2, 1-19

Nach ‚das buch’ – Neues Testament, übersetzt von Roland Werner


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