Hallo!

Von | 19. Februar 2014

 

Anrede 112. September 2007

 

 

 

Manchmal begrüßt ihr so: „Hallo“ oder „Hi“! und ich setze gern bewusst dagegen: „Guten Tag, Amelie, guten Tag, Zacharias!“

Die Kassiererin im Supermarkt nimmt die Begegnung mit mir am Kassenband mit einem „Hallo“ auf und ich entgegne „Guten Tag, Frau Mustermann“, denn schließlich trägt sie ihren Namen lesbar auf einem Schild.

Einmal in der Bahn spricht mich ein Fahrgast an: „Guten Tag, Jan-Peter!“ Ich stutze und nach meinem überraschten Blick deutet mein Gegenüber auf das Namensschild, das ich von einer Tagung kommend noch an die Jacke geheftet trage. Ein mir fremder Mensch nennt meinen Namen und ich merke auf: Der meint mich!

Wie ist das mit Anrede und den Namen dabei zu nennen bei Euch?

Über den Namen treten wir in Beziehung. Es passiert mir relativ häufig, dass ich Menschen begegne, die mich kennen, deren Namen ich aber nicht erinnere. Manchmal entziehe ich mich dann auch mit einem unpersönlichen „Hallo“, allerdings mit einem unguten Gefühl.

Die Frage nach dem Namen mag etwas unangenehm sein – „Wieso weiß der meinen Namen denn nicht?“ – zeigt aber dennoch mein Interesse und gibt der Begegnung eine persönliche Note. Und ich erlebe andererseits leuchtende Augen, wenn ich jemanden mit Namen anspreche.

Ein Wort aus der Bibel fällt mir hier ein: ‚Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst (zu) mir!‘ Nach der Überlieferung sagt das ‚Gott‘ zu einem ganzen Volk.*

Mit der Namen-Nennung an dieser Stelle ist eine Beziehung ausgedrückt, die persönlicher nicht sein kann: Du bist gehörst zu mir! In unseren Sprachgebrauch haben wir das aufgenommen: Mein lieber ….. , meine liebe …… Mag diese Anrede auch zur Floskel verkommen sein – wenn ich sie wähle, wähle ich sie bewusst. Ein ‚lieber‘ Mensch ist ein Mensch, der mir lieb ist, dem ich mich verbunden fühle, der zu mir gehört. ‚Gute Leute‘ ist als Anrede von Franziskus überliefert und es ist gemeint: ‚Gut‘, dass wir ‚Abbild Gottes‘ sind!

Meine Erfahrung ist, dass sich Menschen nach Beziehung sehnen, allerdings ohne vereinnahmt zu werden. Manche leiden unter der immer stärker anonymisierten Welt. Der Name ist der „Schlüssel“, schafft Zugang, betont Authentizität und schafft Geborgenheit: Ich bin gemeint!

Ich mag Namen. Ihr auch?

Ich grüße Euch freundlich,

 Anrede2

* Nachzulesen beim Propheten Jesaja, 43. Kapitel, Vers 1

Nachtrag (Februar 2012)
An der Mittelschule St. Nikola in Passau hat Rektorin Petra Seibert ihre Schule zur ‚Hallo-und-tschüs-freien-Zone‘ erklärt. Auf einem Aushang ist zu lesen: ‚Wir bemühen uns, ohne diese beiden Grußformeln auszukommen‘.

 

So könnt ihr zu mir Kontakt aufnehmen.

 ZU FIKTIVER BRIEF