Neunter Impuls
Plötzlich brennt es in mir …
1 Mose hütete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Als er die Herde tief in die Wüste hineintrieb, kam er eines Tages an den Gottesberg, den Horeb.
2 Dort erschien ihm der Engel des HERRN in einer lodernden Flamme, die aus einem Dornbusch schlug. Mose sah nur den brennenden Dornbusch, aber es fiel ihm auf, dass der Busch von der Flamme nicht verzehrt wurde.
3 „Das ist doch seltsam“, dachte er. „Warum verbrennt der Busch nicht? Das muss ich mir aus der Nähe ansehen!“
4 Als der HERR sah, dass Mose näher kam, rief er ihn aus dem Busch heraus an: „Mose! Mose!“ „Ja“, antwortete Mose, „ich höre!“
5 „Komm nicht näher!“ sagte der HERR. „Zieh deine Schuhe aus, denn du stehst auf heiligem Boden.“
6 Dann sagte er: „Ich bin der Gott, den dein Vater verehrt hat, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.“ Da verhüllte Mose sein Gesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzusehen.
Exodus 3, 1-6
Meine Interpretation der Bilder
- Schafe hüten: Mitten in unseren sich wiederholenden Alltags-‚Geschäften‘ …….
- Brennen: ….. geschieht plötzlich etwas Auffälliges. Plötzlich ‚brennt‘ es in uns.
- Dornenbusch: Unscheinbares wird zum Augen-Merk.
- Herangehen: Sich bewusst dem Geschehen stellen. Entweder lasse ich mich ‚locken‘ oder ich ‚pflücke weiterhin Brombeeren’….
- Stimme hören: In dem Ereignis die Botschaft an mich entdecken.
- Heiliges Land ist im Alltag immer dort, wo wir uns von der ‚Stimme‘ erreichen lassen.
‚Das muss ich mir aus der Nähe ansehen …‘
Diesen Fragen gehe in der Stille nach …
- Ich bedenke meinen Alltag. Wie verlief mein Tag gestern zum Beispiel?
- Ich entdecke Auffälliges in Unscheinbarem, erinnere mich zum Beispiel an ein Wort und frage:
Was hat das in mir bewirkt? - Wann zuletzt ‚brannte es in mir‘?
- Ich denke einem solchen Ereignis ’nach‘ und entdecke die ‚Nachhaltigkeit‘.
- Wo ich mit ‚Gott‘ in den Dialog trete, ist ‚heiliges Land‘?
Zur Meditation
Wege zu neuem Beginnen
Anderjemand. Anfang in uns verborgen:
plötzliches Auflodern, Feuer, Visionen, Antlitz der Erde erneuernd.
Einsicht, Torheit, Herz, Unbezwingbarer,
der uns wissen lässt, was wir nicht wissen,
was unmöglich ist bei Menschen und Göttern.
Eingehüllt in Wolken, zögernd noch gehen wir,
unsere Hände umklammern Wünschelruten, Spiegel und Schwerter.
Nieder drückt uns Trauer um das Getane, Worte,
unwiderruflich, um das. was wuchs, doch versteinerte, verwehte.
Du, noch namenlos, atmest uns offen und weckst in unserem verstockten Gedächtnis,
was wir sahen mit unseren frühsten Augen,
und lässt uns gehen in Tränen, doch ungebrochen durch die Nacht deiner Schöpfung
und zeigst uns Wege auf zu neuem Beginnen:
Blinde Mauern, Licht und Wasser geworden,
und am anderen Ufer Rosenstädte und das Singen der Amsel.
Huub Oosterhuis,
Theologe und Dichter