Ihr Kinderlein kommet …

Von | 29. November 2014

Weihnachten 2007

ZUR ‚BEFREIUNG‘ KIND SEIN!

 

Lieber Freund, liebe Freundin! 

Weihnachten und Kinder gehören in unserer Tradition untrennbar zusammen. So untrennbar, dass für manche gilt: Seit die Kinder aus dem Haus sind, feiere ich Weihnachten nicht mehr.

Die Kinderbezogenheit rührt zunächst vom ‚Kind in der Krippe‘, dem sich alle und alles zuwenden.Aber es gilt noch ein anderer ‚kindlicher‘ Aspekt, den der erwachsene Jesus sinngemäß so benannte: So ihr nicht wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht be-greifen, wer und was Gott in eurem Leben bedeutet.

Kinder

 

Eugen Drewermann* schreibt: „Vor dem Hintergrund der Machtbesessenheit aus Angst und Minderwertigkeitsgefühl versteht man, was Jesus zu unserer Befreiung sagen wollte, als er ein Kind nahm und es umarmte, wie um seine Jünger anzuflehen: ‚Nehmt das an und nehmt das gütig auf, was ihr seid, gerade in den Teilen eurer Seele, die noch nicht fertig sind, aber doch voller Hoffnung, die noch nicht perfekt sind, aber doch wahr, die noch nicht vollendet sind, aber doch lebendig; lasst in euch gelten, was leben möchte, und weist es nicht zurück, nur weil es euch klein und mickerig, unausgebildet und unreif vorkommt.

Wagt, nachzuholen und nachzuleben, was in euch nie hat leben dürfen, und traut Gott zu, mindestens Gott, dass ihr vor ihm ein Recht besitzt, so zu existieren, wie ihr gemeint seid, in der gan­zen Länge und Breite eures Wesens‘.“ Das ist  Ausdruck der großen Sehnsucht und diese Sehnsucht ist die Quelle der Weihnachtsvision, die sich an alles Kindliche um uns und in uns bindet.

Sinngemäß fährt Drewermann fort: „Könnten wir nach dieser Grundhaltung Jesu leben, so würden wir ein für allemal befähigt werden, die alten und verkehrten Einschüchterungen der ständigen ‚Kain-und-Abel-Welt’, die uns umgibt, abzustreifen… Wir würden in den Fäusten, die sich ballen, zunächst die Hände sehen, die zittern. Wir würden eine Kunst beherrschen, in den anderen das Kind zu sehen, das sich nach Geborgenheit sehnt und ihm so begegnen, dass dieses Kind ungefährdet zum Vorschein kommt. Solche Orte der Geborgenheit braucht jeder Mensch und wir haben die Möglichkeit, sie einander zu schenken. Sinngemäß sagt Jesus: Wo ihr das tut, da werdet ihr ‚begreifen‘, wer Gott ist und ihn in eure Herzen aufnehmen.“

Es gibt nur eine einzige Form, menschlich zu sein und sie wird Weihnachten bildlich: Das Kind in uns selber anzunehmen und dann auch im andern leben zu lassen. Wir sind Kinder eines Vaters und also befähigt, geschwisterlich miteinander umzugehen.

In diesem Sinne stehe ich mit Euch als ‚Kinder‘ vor dem ‚Kind in der Krippe‘ und spreche: Gesegnete Weihnachten und gewisse Schritte in das neue Jahr!

 Jan-Peter

* Drewermann: Heilende Religion, S. 108 ff


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