Langeweile

Von | 7. Mai 2014

‚Es ist so langweilig!‘

 Aendern

Der 11. April 1954 soll der langweiligste Tag im vergangenen Jahrhundert gewesen sein, erfuhr ich in einem Radio-Beitrag. Übereinstimmend bestätigen danach Recherchen diesen Tatbestand ‚weltweit‘. Ob das verallgemeinernd so stimmt, mag dahingestellt sein. In jedem Fall wird diese Aussage nicht für jeden persönlichen Lebensbereich gelten können. Für mich zum Beispiel war dieser Tag alles andere als langweilig – schließlich ist er Zäsur für meine weitere berufliche Entwicklung.

Dennoch: Dieser gehörte Beitrag enthielt viele Hinweise auf die Unerträglichkeit von ‚langer Weile‘. Die Aussage, ‚Das ist ja langweilig‚ meint ja nie eine positive Erfahrung. Immer ist damit ausgesagt, dass es eine Belastung gibt, solche ‚Langeweile‘ auszuhalten. Manche sprechen sogar von ‚tödlicher Langeweile‘!

Ich bin jedenfalls angeregt worden, über die Langeweile nachzudenken.

Bei ‚Wikipedia‘ finde ich unterschiedliche Aussagen zum Erleben von und Umgang mit ‚Langeweile‘. Danach ist Langeweile ‚das unwohle Gefühl, das durch erzwungenes Nichtstun hervorgerufen wird oder bei einer als monoton oder unterfordernd empfundenen Tätigkeit aufkommen kann‘

In neuerer Philosophiegeschichte sei das Gefühl ‚Langeweile‘ ebenso Thema geworden wie die Empfindungen des Ekels, der Angst oder der Verzweiflung. Der Philosoph Blaise Pascal wird so zitiert:

‚Nichts ist so unerträglich für den Menschen, als sich in einer vollkommenen Ruhe zu befinden,
ohne Leidenschaft, ohne Geschäfte, ohne Zerstreuung, ohne Beschäftigung.
Er
wird dann sein Nichts fühlen, seine Preisgegebenheit, seine Unzulänglichkeit,
seine
Abhängigkeit, seine Ohnmacht, seine Leere.
Unaufhörlich wird aus dem Grund seiner
Seele der Ennui (frz. Langeweile) aufsteigen,
die Schwärze, die Traurigkeit, der Kummer, der Verzicht,
die Verzweiflung‘.

Dann wird dokumentiert, … inmitten der Spaßgesellschaft entpuppt sich die Langeweile manchmal als intelligente Antwort auf ein überbordendes Angebot aus Dekadenz und Völlerei. Für Kinder und Jugendliche stellt sich die Langeweile oft als ein nicht lange zu ertragendes Gefühl dar. Sie versuchen sie dann mit allerlei spontan entstandenen Tätigkeiten und Spielen positiv zu beenden oder zu überbrücken.‘

Es gibt auch pädagogische Hinweise. ‚Die amerikanische Familien-Therapeutin Wendy Mogel hat die Unfähigkeit vieler
Kinder, genussreich herumzuhängen und nichts zu tun, mit der Gewohnheit ihrer Eltern erklärt, diese Kinder über zu behüten und mit außercurriculären Aktivitäten zu über buchen. 
Die Empfindlichkeit gegenüber Langeweile wird desto größer, je weniger das Kind übt, mit freier Zeit aus eigener Kraft umzugehen, und je eher die Eltem bereit sind, ein sich langweilendes Kind zu unterhalten.‘

Viele pädagogische und therapeutische Interventionen nehmen diesen Tatbestand auf.

Bei Langeweile handelt es sich demnach um eine Folge aus dem defizitären Umgang mit ‚Frustration‘. Die Bewältigung von Langeweile braucht ‚Frustrationstoleranz‘ und die Fähigkeit zur Gelassenheit.

Gelassenheit allerdings ist nur möglich, wenn die Bereitschaft groß ist, sich mit unvermeidbaren Irritationen auseinander-zusetzen. Der ‚Langeweile‘ geht ja eine Irritation voran: Das ‚Reiz-Reaktions-System‘ ist unterbrochen. Es gibt nichts ‚Reizvolleres‘, auf das zu reagieren es sich lohnen könnte . Es entsteht Leere – Langeweile – und diese ist manchmal auch das geöffnete Tor zur Gewalt. 1)


Die Leere füllen –  Deutungen Raum geben

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Die Weite des Seins im Bewusstsein konzentrieren

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‚Bruchstücke‘ in den großen Zusammenhang stellen

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Meine Begleitungen

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Welches Ziel habe ich?

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Mein Weg erwartet mich

 Wer bei ‚Deutungen‘ Lust und Freude entdeckt hat,  ist herzlich eingeladen sich HIER zu beteiligen! 


Diesen entstandenen ‚Leer-Raum‘ als Chance anzunehmen, ist der Einstieg in konstruktive Bewältigung. ‚Gelassenheit‘ meint, gewohnte ‚Muster‘ lassen zu können. In der erlebten Leere können ‚Deutungen‘ Fülle schaffen.

Von unschätzbarer  Bedeutung dabei ist  Freundschaft. Es ‚füllt‘, mit jemandem zu sein, der mich mag und ich ihn; bei dem ich mich verstanden fühle und er sich bei mir. In Freundschaft und Partnerschaft entstandene ‚Leer-Räume‘ so oder anders zu füllen und sich ‚tödlicher Langeweile‘ zu erwehren, schafft neue Lebendigkeit. 

Dieser ‚Jemand‘ kann ich mir selbst sein. In der Besinnung auf mich selbst trete ich mit mir selbst in einen Dialog. In der ‚Zone der Langeweile‘ entdecke ich etwas ‚Kurzweiliges‘, aber Gegenwärtiges. Ich entdecke den Reichtum, mit mir selbst befreundet zu sein.

So stehe ich selbst im Kontext von Wahrnehmungen und Erinnerungen. Es ist so etwas wie ein ‚Seins-Schlaf‘, der mir Erholung für Herausforderung gibt und gestaltende Kräfte frei setzt.

In diesem Zusammenhang erschließt sich mir die Bedeutung der Stille neu. Stille ist etwas Regeneratives und sie befreit aus Abhängigkeit und Destruktion. In den  überlieferten Schriften der Bibel gibt es viele diesbezügliche Verweise.

Ich will auf den Weg der Bewährten achten.
Wann kommst du zu mir?
Ich lebe in der Stille meines (inneren) Hauses mit lauterem Herzen.
Psalm 101, 2

Denn so spricht der Heilige: Nur in Umkehr und Ruhe liegt eure Rettung,
nur Stille und Vertrauen verleihen euch Kraft.

Prophet Jesaja 30,15

‚Langeweile‘ also lädt zur Einkehr 2) ein und nicht zur schnellen ‚Ersatz‘-Befriedigung  – siehe auch ‚Sinn statt Sucht‘ 3) – in einem manchnmal übersättigten Alltag! Die Einkehr in die ‚Mitte‘ macht durchlässig für das Größere.


1) Impuls zu ‚Strategien gegen Gewalt‘HIER

2) Impuls zur ‚Mitte‘ HIER

3) Impuls zu ‚Sinn satt Sucht‘ HIER

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