EIN KIND, EIN FREUND, EIN ANDERER …
Der nach menschlicher Gewohnheit
wurd benannt mit eigenem Namen,
als er vor lang vergangner Zeit
geboren wurde, fern von hier:
der genannt wird: Jeschu Jesus,
Sohn des Josef, Sohn des David,
Sohn des Jesse, Sohn des Juda,
Sohn des Jakob, Sohn des Abram,
Sohn des Adam, Sohn des Menschen,
der auch Gottes Sohn genannt wird,
Heiden Heiland.
Traum vom Frieden,
Licht der Welt
und Weg zum Leben.
Brot des Lebens, wahrer Weinstock,
der geliebt und unverstanden
aufbewahrt in Wort und Zeichen,
als ein uraltes Geheimnis.
Losungswort –
uns durchgegeben eine fremd vertraute Geschichte,
der zum Namen im Gedächtnis,
der die Stimme des Gewissens,
der mir Wahrheit ist geworden,
sein gedenk ich hier, ihn nenn ich,
einen Toten, der nicht tot ist,
ein lebendiger Geliebter,
der zu leben sich entschieden
für die Ärmsten aller Armen,
Helfer, Bruder und Gefährte
unter den geringsten Menschen,
der zur Zeit, als er umherging
durch die Dörfer seines Landes,
Menschen anzog und beseelte,
sie versöhnte miteinander,
der nicht schroff und unerreichbar,
nicht erhaben, wie ein Herrscher,
doch in Knechtsgestalt gelebt hat,
der sein Leben
für die Freunde preisgab
von einem Freund verraten,
der gequält bis an das Kreuz,
betete für seine Feinde,
der von Gott und Mensch verlassen
gestorben ist wie ein Sklave.
der verstreut ist in den Acker,
wie das kleinste aller Körner,
der den langen Winter wartet
in der Stille seines Todes,
der, wie Ähren abgeerntet,
der wie Brot ist zu verteilen,
um in Menschen Mensch zu werden,
der in seinem Gott verborgen
unser Friede ist geworden,
unser Herz zur Ruhe gekommen,
der uns grüßt aus seiner Ferne,
der uns ansieht aus der Nähe,
als ein Kind, ein Freund, ein and’rer,
sein gedenk ich hier,
ihn nenn ich
und empfehl ihn deiner Obhut
als lebendigen Geliebten,
als den Menschen, der dir nah ist.
Huub Oosterhuis, Dichter und Theologe
Aus „Gesänge der Gemeinde“
Kleine Kirche Osnabrück