Mein Selbstverständnis

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WAS VERSTEHE ICH UNTER ‚GOTT‘

Auf den Seiten meiner Homepage taucht der Begriff ‚Gott‘
in unterschiedlichen Zusammenhängen auf.

Jesus sprach vom ‚Papa‘ (hebr.’Abba‘)
und drückte damit seine Beziehung aus.

Viele andere Ausdrucksformen
finden sich in der Bibel und in anderen Traditionen.

Daher setze ich diesen Begriff in ‚Anführungszeichen‘,
um auszudrücken, dass jeder Mensch die Freiheit hat,
seine Beziehung zu entdecken und zu formulieren.

‚Ich würde gern ohne Gott von Gott sprechen.
Die Sprache finden, die Türen öffnet,
die durch Enttäuschung und Unverständnis
lange verschlossen blieben.‘
Dietrich Bonhoeffer


Die spirituelle Dimension
Ich selbst habe keine Zweifel daran, dass es diese Dimension gibt,
in der die Ereignisse meines Lebens in einem anderen Licht erscheinen.
Ich habe auch keinen Zweifel, dass sie für die große Mehrheit der Menschen erfahrbar ist.
Ich bin weiterhin überzeugt, dass es heilsam ist, sich gelegentlich dieser Dimension bewusst zu werden.
Es ist allerdings sehr subjektiv, welche Vorstellungen jemand entwickelt,
welche Worte er benutzt, um diese Dimension zu benennen:
Gott oder Ewigkeit oder höhere Macht oder Licht oder Liebe? Oder ganz anders?
Wer diese höhere Macht innerhalb und außerhalb  seines Selbst anerkennt,
kommt in sein menschliches Maß zurück.
Und das wird ihm gut tun.

Aus: Detlef Wendler, Wie du bist, ist es gut. © Verlag Kreuz, Stuttgart 2008



ZEICHEN DEUTEN AUF DAS NICHT ABBILDBARE

In unterschiedlichen Zusammenhängen
finden Sie auf den Seiten meiner Homepage biblische Texte,
durch deren Deutung ich Anstöße
zu Fragen unseres Lebens zu geben versuche.
Dabei handelt es sich um persönliche Interpretationen,
die sich aus eigenen und den Erfahrungen anderer Menschen ’speisen‘.

Dabei vertrete ich keineswegs die Ansicht, dass diese Deutungen die objektiv ‚richtigen‘ sind; allerdings meine ich, dass es auch nur die persönlich ‚richtige‘ geben kann und deshalb nenne ich sie auch ‚Anstöße‘ oder ‚Impulse‘. Ein Anstoß oder Impuls dient immer der eigenen Interpretation. Wir haben die Kompetenz, unser Leben auf Gott hin zu interpretieren.

 AnkerHalt  In den Bildern und Geschichten ankern und sie ankern lassen

 

Beim Verständnis von biblischen Erzählungen geht es nicht darum, ob eine Geschichte objektiv wahr ist, sondern darum, ob sie eine subjektive Wahrheit enthält. Diese zu entdecken – darum geht es. Sie sind häufig in ‚Bilder‘ gekleidet.

Die Bibel ist kein Dogmatik-Buch mit Lehrsätzen, sondern sie erzählt in Bildern, was es heißt, Gott im eigenen Leben Platz zu geben. Zum Beispiel: Es ist wie das Senfkorn, das kleinste der Samenkörner. Es wächst zum großen Baum. Es ist wie beim Sauerteig, der eine große Menge Mehl zu durchsäuern vermag. Es sind gute Bilder und wir sollten die „schlechten“ durch sie ‚überschreiben‘ und so unsere inneren Bilder kultivieren, denn sie sind mächtig. Das wäre im wahrsten Sinne des Wortes eine gute Aus-Bild-ung!

„Alles Religiöse, die gesamte mystische Ausdruckswelt der Religion und von ihr ausgehend all unser kulturelles Schaffen ist Zeichen, Zeichen und abermals Zeichen: Zeichen auf das nicht mehr Abbildbare, auf das ewige Reich des ewigen Gottes. Und weil Zeichen ’nur‘ Zeichen sind – und was heißt hier ’nur‘, als gäbe es Größeres als Zeichen des Ewigen zu sein -, deshalb sind wir frei, sie zu gestalten, sie zu kritisieren, sie auch neu hervorzubringen. Auch die Heilige Schrift ist mit ihren Zeichen und Bildern Symbol. Haben wir doch den Mut, uns unserer Religion ohne Anleitung des anderen zu bedienen“. Hartwig v. Schubert

So sind die alten Bilder und Geschichten Hoffnungs-, Liebes-, Gerechtigkeits- und Gewissheits-Bilder und –Geschichten! Wer sich von ihnen berühren lässt, wird subjektiv von Hoffnung, Liebe, Gerechtigkeit und Gewissheit erfüllt.


WAS LEICHTHIN ÜBER DICH GESCHRIEBEN STEHT …

Dass du bist die Glut von dem, was lebt,
der Seelenfunken, der wie Brand entfacht,
der Atemquell, der uns zu trinken gibt.

Was feurig steht geschrieben, dass du kommst,
rettest, was verloren ist, dies Wort,
dass du ein Herz hast, Augen, dass du hörst,
‚Ich werde da sein‘, Lichtblick, neuer Bund –

dies große Wort, geschrieben weiß auf schwarz,
treu bei uns, wie hat es uns befreit,
beschämt, berauscht, getröstet und gereizt.
Wie brennen wir zu wissen, wer du bist.

Huub Oosterhuis


DIE KRAFT, DIE ICH ‚GOTT‘ NENNE

Ich spüre,
dass ganz tief in mir,

im Kern meiner Existenz
eine Kraft ist,

die es unnötig macht,
mich mit anderen zu vergleichen,

eine Kraft,
die mich ermutigt,
Verkümmertes zu entwickeln,

eine Kraft,
die mich freuen lässt
an dem, was erreicht ist,

eine Kraft,
die mich einsehen lässt,
wo meine Grenzen sind,

eine Kraft,
die mich ja sagen lässt,
ja zu mir, so wie ich bin.

Ich will mich ihr nähern,
dieser geheimnisvollen Kraft.

Ich nenne sie Gott.

Aus „Wurzeln spüren, Neues wagen“ – Max Feigenwinter


Mein Licht und meine Weite

Ein Psalm,
der von ‚Herr‘ und ‚Gott‘ in den uns geläufigen Übersetzungen spricht,
ist von einem jüdischen Rabbiner ohne diese Metaphern übersetzt
und erhält so eine große Weite.

Die unendliche Gegenwart ist mein Licht und meine Weite.
Wen sollte ich fürchten?
Die unendliche Gegenwart ist die Stärke meines Lebens.
Wovor sollte ich mich fürchten?
Wenn Kräfte nahe kommen und scheinen, mich zu
verschlingen,
wenn Enge droht und Gegner angreifen,
alles, was bedrohlich ist, stolpert und fällt.
Auch wenn eine Armee von Misstrauen mich belagert:
Mein Herz hat keine Angst.
Auch wenn sich Widerstand gegen mich erhebt:
Ich habe immer noch Vertrauen.
Eine Sache, die ich vom Unendlichen verlange, eine Sache,
die ich suche:
Alle Tage meines Lebens in der Gegenwart zu wohnen,
Zur Schönheit jedes Augenblicks erwachen,
wenn ich durch diese Welt gehe.
Die Unendliche schützt mich,
wenn ich auf Schwierigkeiten und Schmerzen stoße.
Die Unendliche hält mich an tiefen
und verborgenen Orten fest
und hebt mich hoch auf einen Felsen.
Jetzt kann ich durchschauen, was wahr ist.
Und ich werde meine Geschenke des Dankes anbieten
und ich werde singen und dem Ewigen Musik machen.
Bitte, Unendlicher, höre auf meine Stimme,
höre meinen Ruf.
Sei gnädig mit mir. Gib mir eine Antwort.
Du rufst zu meinem Herzen: „Suche meine Gegenwart.“
Deine Gegenwart suche ich. Bitte verstecke dich nicht vor
mir.
Bitte lass nicht zu, dass ich mich wütend
abwende.
Du bist meine Hilfe. Lass nicht zu, dass ich mich
verlassen fühle.
Lass nicht zu, dass ich mich abwende.
In dir bin ich sicher.

nach Übersetzung von Rabbi Yael Levy


Du sprichst von einer großen Kraft,
die Welten schafft und verwandelt

Wenn du von ‚Gott‘ redest und wirklich Gott meinst, dann fabulierst du nicht von irgend-einem blassen Gedanken, von irgendeiner Idee, die am Himmel hängt wie ein ferner Stern.

Du sprichst von einer großen Kraft, die Welten schafft und verwandelt, sie in die Unendlichkeit hinaustreibt, bis sie irgendein fernes Ziel erreichen. Du sprichst von der Kraft einer dynamischen Bewegung. Du meinst eine grenzenlose Fantasie, aus der die Gestalten des Lebens und des Geistes hervorgehen. Du redest vom vom ungeheuren Strom eines gewaltigen Willens, der vorwärts drängt in eine völlig offene Zukunft.

Und dieser Wille, das weißt du, ist es auch,  der dich prägt, der dich durch dein leben treibt, der dich fordert und der will, dass du dich ihm einfügst mit der Freiheit deines kleinen Willens.
Jörg Zink in ‚Die goldene Schnur‘, Anleitung zu einem inneren Weg, Kreuz-Verlag.


Generationen

„Es wechseln immer wieder drei Generationen. Eine findet den Gott, die zweite wölbt den engen Tempel über ihn und fesselt ihn so, und die dritte verarmt und holt Stein um Stein aus dem Gottesbau, um damit notdürftig kärgliche Hütten zu bauen. Und dann kommt eine, die den Gott wieder suchen muss ….“
Rainer Maria Rilke (1875-1926)

Das habe ich in einem Beitrag in NDR-KULTUR ‚Glaubenssachen‘ gehört.
Gegenwärtig finde ich mich nach Rainer Maria Rilke mit vielen in der ‚3. Generation‘ ……


Es ist sehr gut denkbar,
dass die Herrlichkeit des Lebens für jede*n
und immer in ihrer ganzen Fülle bereit liegt,
aber verhängt, in der Tiefe, unsichtbar, sehr weit.

Aber sie liegt dort, nicht feindselig, nicht widerwillig,
nicht taub.
Ruft man sie mit dem richtigen Wort,
beim richtigen Namen,
dann kommt sie.

Franz Kafka


DANKE!

Die Begegnung mit sich selbst und damit auch mit ‚Gott‘ als lebendige und gestaltende Kraft ist ‚roter Faden‘ in allen Beiträgen meiner Homepage. Diesen ‚Grundton‘ entdecke ich in vielen Ausführungen, die ich höre oder lese. Soweit mir Autor*innen bekannt sind, nenne ich sie auch, wenn ich von ihnen veröffentlichte Texte übernommen habe. In wenigen Fällen gibt es entsprechende Kontakte.

Ich bin immer dankbar, wenn ich an anderer Stelle ausgeführte Gedanken entdecke, die meine Überlegungen unterstreichen, sie manchmal in einem anderen Kontext auch viel zutreffender formulieren.

Ich möchte  an dieser Stelle allen dafür danken und hoffe, dass sie sich in den von mir gesetzten Zusammenhängen wiederfinden! 


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