Verlorene ‚Tief-Sinnigkeit‘
Es gibt einen Vollkommenheits-Wahn, der in der Antike ‚Hybris’ genannt wurde.
Das ständige Streben nach Vollkommenheit sucht den Vergleich und treibt in Unzufriedenheit und Enge. Der Anspruch auf Vollkommenheit widerspricht dem Leben überhaupt! Es gibt diesen ‚Mut zur Halbheit’, zum ‚Fragment’. Es gibt das ‚Hausrecht der Schwäche’!
‚Gegen den Totalitätsterror möchte ich die gelungene Halbheit loben’, formuliert der Theologe Fulbert Steffensky.
Dieses ‚Ja’ zur ‚Halbheit’ beinhaltet Gelassenheit. Ich kann ‚Stückwerk’ sein und muss mich nicht in der Jagd nach Vollkommenheit erschöpfen. Der Drang zum Perfektionismus ist eine Reaktionsbildung auf Defizite im seelischen Bereich.
Er kann auch Hinweis auf ‚verlorene‘ Tiefsinnigkeit sein.
Diesen Fragen gehen wir nach
- Wie verhalten sich Anspruch ‚Ich muss …‚ zur Sehnsucht ‚Ich brauche …‚
- Wie komme ich in die Balance von Ansprüchen einerseits und Sehnsuchtsimpulsen andererseits?
- Kann ich meine ‚Bedürftigkeit‘ benennen?
- Was verstehe ich unter ‚Tiefsinnigkeit‘?
Text aus der Bibel, der die Impulse vertieft
3 Er sprach aber zu ihnen dieses Gleichnis und sagte:
4 Welcher Mensch unter euch, der hundert Schafe hat und eins von ihnen verloren hat, lässt nicht die neunundneunzig in der Wüste und geht dem verlorenen nach, bis er es findet?
5 Und wenn er es gefunden hat, so legt er es mit Freuden auf seine Schultern;
6 und wenn er nach Hause kommt, ruft er die Freunde und die Nachbarn zusammen und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.
Lukas 13, 3-6
Weiterführende Impulse
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Was eigentlich veranlasst das Schaf, sich von der Herde zu entfernen?
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Ist es die eigene Bedürftigkeit, die im ‚System‘ Herde keine Erfüllung findet?
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Was eigentlich ging ‚verloren‘ und muss unbedingt gesucht werden, weil es zum ‚Ganzen‘ unabdingbar dazugehört?
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Was eigentlich macht die Freude aus, dieses eine Schaf wieder gefunden zu haben?