LEBENSKRISEN – KATASTROPHE ODER CHANCE ?
3. Sonntag nach Trinitatis
Alle Zöllner und Sünder kamen zu ihm, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen.
Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf.
Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verprasste sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht.
Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon.
Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um.
Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner.
Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.
Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein.
Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern.
Lukas-Evangelium 15, 1-3;11b-24
Mit Allem ausgestattet machen wir uns auf unseren ‚Lebens-Weg‘.
Neugier treibt uns in das ‚ferne Land‘, in die ‚Fremde‘. Fremd bedeutete ursprünglich ‚entfernt‚, später ‚unbekannt‚, ‚unvertraut‚. Im Unvertrauten kann das „Wesen“ verloren gehen: ‚Alles verprassen‘ bedeutet in der Urschrift ‚das Wesen verloren‘. Das ist Lebens-‚Realität‘. Aus dem Verlust nährt sich unsere Sehnsucht nach ‚Mitte‘ und innerem Gleichgewicht
Was hindert dich, den Aufbruch heute zu wagen
und deinem Leben eine neue Richtung geben?
Was hindert dich, dem Ruf deiner inneren Bilder zu folgen
und endlich zu leben, was schon lange in dir träumt?
Mache dich auf, und dir werden die notwendigen Kräfte zuströmen,
um zu werden, wer du bist.
Christa Spilling-Nöker
aus ‚Jeder Augenblick zählt‘, Verlag am Eschbach/Schwabenverlag
Von Carl-Gustav Jung kennen wir den Hinweis: In der Erinnerung liegt die Erlösung. Erfüllte Sehnsucht: ‚In sich gehen‘ und ‚aufbrechen‘. Die ‚Erfüllung‘ kommt entgegen!
‚Liebes-Brücke‘: Da ging er in sich …
Impulse
# Lebens-Krisen: Katastrophe oder Chance?
# Kenne ich aus Zeiten der Krise die ‚Erinnerung‘, die mich ‚befreite‘?
# Kann ich meine ‚Aufbrüche‘ (auch) wie ‚Umkehr“’verstehen?
# Aufbruch, Erinnerung, Umkehr und Heimkehr sind Lebensprozesse.
# Ich kehre niemals so zurück, wie ich aufbrach –
zurück kehre ich als ‚Veränderter‘.