Weihnachten 2006
Eine großartige ‚Abbildung‘
der Begegnung von Sehnsucht
Lieber Freund, liebe Freundin!
Für die Erfüllung unserer Sehnsüchte setzen wir viel ein. Sehnsucht ist der Motor unseres Handelns und manchmal sogar ‚heiligt die Sehnsucht auch die Mittel‘.
Weihnachten ist die großartige ‚Abbildung‘ der Begegnung von Sehnsüchten.
Sehnsucht begegnet uns hier in vielerlei Gestalt: Verschoben, versteckt und offen. Betrachten wir sie einmal – die Sehnsüchte der Weihnachts-‚Protagonisten‘.
Der Politiker Augustus hat seine Sehnsucht in sein Machtstreben kompensiert. Das geht so weit, dass er sich als ‚der von Gott Gesandte‘ nennt. Seine wirkliche tiefe Sehnsucht lässt sich nur ahnen.
Die Sehnsucht Marias dagegen ist bestechend klar. Sie möchte, dass ihr Kind gesund zur Welt kommt und sie möchte mehr verstehen, welche Bedeutung es hat, was in ihr und um sie herum vorgeht.
Auch Josef hat seine Sehnsucht. Er hat die Sehnsucht, dass die Überwindung seines anfänglichen Widerstandes sich auszahlen möge. Seine stille Sehnsucht macht ihn präsent, lässt ihn aber ’abwartend’ ein wenig zur Randfigur werden.
Der Weg des jungen Paares ist verordnet. Und gerade deshalb mag es in ihnen gemeinsam die Sehnsucht geben, nicht einfach ‚Spielball‘ der Verhältnisse zu sein. Das trägt – auch in schwierigen Zeiten.
Sehnsucht nach besseren Verhältnissen haben die Hirten, die sie nicht zur Ruhe kommen lässt. Ihre ‚Einschlaf-Schwierig-keiten‘ werden für sie zur Chance. Das ‚Lumpengesindel‘ der Gesellschaft hat ein helles Ohr und die Kompetenz zum empathischen Hören! Die ‚Habenichtse‘ – reich an motivierender Sehnsucht!
Die drei Magier aus dem Osten haben ihre ganz eigene Sehnsucht. Ihr Deutungshunger der großen Zusammenhänge treibt sie voran und sie landen schließlich unerwartet in der grenzenlosen Einfachheit eines Stalles, Symbol für das Verborgene, das sie nicht im Griff haben.
Und das Kind? Es ist Sehnsucht und es ist die Erfüllung dieser Sehnsucht: In dem Vertrauen leben können, dass es einen Willen, eine Liebe, einen Grund gibt, für den es zu leben sich lohnt, ohne erst etwas machen zu müssen und inmitten aller anderen einen Platz zu haben.
Irgendwo in diesem Szenario finden wir uns mit unseren Sehnsüchten, vielleicht mit der einen oder anderen geschilderten uns identifizierend.
In diese so unterschiedlichen, offenen, versteckten und kompensierten Sehnsüchte trifft die Sehnsucht nach mir, nach dir, nach uns allen; diese Sehnsucht nach unserer Gottes-Ähnlichkeit.
Diese Sehnsucht wurde Materie und wohnte unter uns, und wir sahen ihren Glanz.
Nach Johannes 1,14b
Indem sie sich äußert, ist sie schon Antwort: Ich bin eure Sehnsucht und kehre bei euch ein!
So feiern wir Weihnachten, das Fest der Begegnung unserer Sehnsüchte und dieser einen großen und so lassen wir uns in ein neues Jahr geleiten.
‚Guten Rosch‘ rufen sich jüdische Menschen zu und meinen einen ‚guten Anfang‘. In unserem Sprachgebrauch ist daraus ein ‚Guter Rutsch‘ geworden – und den wünsche ich dir und mir von Herzen!
Jan-Peter
Antworten
Ja, da ist etwas „drin“ in der Geschichte, was mich berührt. Sicher war es eine große Sehnsucht, die mich getrieben hat, mich mit allem, was mich betrifft, begreifen zu wollen. Ich habe etwas sehr wertvolles dabei entdeckt, mich selbst, und das tut sehr gut. (Monika)