Von lokaler Winzigkeit zu globaler Größe
Taizé, 13. Juli 2014
Ich bin wieder in Taizé.
Über lange Zeit ist Taizé in Frankreich für mich zu einer „Oase“ geworden.
Vor 48 Jahren fuhr ich erstmals mit Jugendlichen in dieses Dorf im burgundischen Land.
Ich kann in dieser Oase immer wieder neu mein Leben betrachten
und erhalte aus Stille, Gebet und Begegnung Anstöße.
Wenn Jesus vom Wirken Gottes in unserem Leben erzählt, tut er das gern in Bildern. So erzählt er zum Beispiel von einem Samenkorn, das sich zu einem Baum entwickelt, in dem die Vögel unter dem Himmel wohnen.
Von der Winzigkeit zur unübersehbaren Größe. Das sind die Pole, zwischen denen sich das Wirken Gottes zeigt. Das ist Ermutigung zum ‚kleinen Schritt‘ im Vertrauen auf die ‚große‘ Auswirkung. Das ist der Widerspruch gegen das resignative ‚Da kann (man) ich nichts machen‘.
27 Als Jesus von dort wegging, sah er einen Zöllner namens Levi am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach!
28 Da stand Levi auf, verließ alles und folgte ihm.
29 Und er gab für Jesus in seinem Haus ein großes Festmahl. Viele Zöllner und andere Gäste waren mit ihnen bei Tisch.
30 Da sagten die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten voll Unwillen zu seinen Jüngern: Wie könnt ihr zusammen mit Zöllnern und Sündern essen und trinken?
31 Jesus antwortete ihnen: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.
32 Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten.
Aus der kleinen und gewöhnlichen Begegnung mit dem Zöllner Levi wird die universale Weite eines ’sozialen Festes‘!
Jesus sieht einen Menschen in seinem Alltag. Mit diesem Sehen hüllt Jesus ihn, den Zöllner in seine Wahrnehmung ein. Es beginnt ein Beziehungsprozess, an desen Ende eine Einladung steht: ‚Steh auf und komme mit!‘ Eine liebevolle und werbende Einladung.
Auf sie reagiert der Angesprochene seinerseits mit der Einladung zum Fest. Der eben ‚Angesehene‘ feiert und lädt ein. Menschen, die nicht widersprüchlicher sein können sind beieinander! Spaßig und warmherzig wird es zugegangen sein.
Natürlich provoziert diese Versammlung von Feiernden auch Widerstand. Die Vertreter der ‚öffentlichen Verantwortung‘ sind nicht einfach ‚Spielverderber‘. Für sie gilt die Überzeugung, dass Gottes-Nähe sich nur da ereignen kann, wo Regeln eingehalten werden. Diese Einstellung hat zu einem rigorosen und lieblosen System geführt, gegen das Jesus sich aus innerer Überzeugung wehrt. Jesus setzt in einem überzeugenden Bild seine Sicht entgegen: Die Kranken bedürfen der Heilung, nicht die Gesunden!
IMPULSE
- Wie seht ihr Menschen an und wie möchtet ihr angesehen werden? Seht ihr Menschen ‚einladend‘ oder eher ‚kritisch-bewertend‘ an?
- Welche Bedingungen setzt ihr für eine solidarische Gemeinschaft? Nimmt ein ‚heimliches Regelwerk‘ möglicherweise die Freude?
- Könnt ihr in Eurem gewagten kleinen Schritt von Vertrauen den Keim erkennen, der die universale Gemeinschaft bildet, wo alle ihren Platz haben?
Ich grüße Euch herzlich
So könnt ihr KONTAKT aufnemen