Sieg des Lebens

Von | 9. April 2020

Gründonnerstag 2020

KRISE LOCKT ÖSTERLICHE KOMPETENZ

Diese Gedanken schreibe ich heute am Grün-Donnerstag. Es ist der Tag begreifbarer Gemeinschaft, die zur Zeit der ganz jungen Kirche für sich postulierte: Unser Glaube ist er Sieg, der die Welt überwunden hat.
(1. Johannes-Brief 5,4)

Diese Überwindungs-Strategie scheint in unserer Zeit von ‚Corona‘, den ambivalenten Begleit-Umständen und teilweise das Leben bedrohenden Abläufen gut, für manche aber auch fast nicht zu passen. Besonders dabei auch, dass wir uns heute an den Hinrichtungs-Tod von Dietrich Bonhoeffer erinnern, dessen ‚Dennoch‘-Gewissheit aus seinem Glauben unser ‚Durchhalten‘ in schwieriger Zeit prägt.   

Ist es ’nur‘ die immer wieder zu belebende Erinnerung an die Kraft innerer  Gewissheit, die uns das ‚Dennoch‘ ermöglicht und die sich in den österlichen Bildern unauslöschlich gestaltet? Für uns alle in Zeiten von nur schwer zu ertragenden Ambivalenzen diese heilende und überwindende Kraft in Erinnerung zu bringen, ist allerdings  österliches Anliegen. Wir brauchen sie dringender denn je.

 

 

Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich eine zunehmende Sensibilität für diese ‚Selbst-Wirksamkeit‘ wahrnehme. Es gibt viele Beispiele, wo Menschen solche Entdeckungen mit sich machen. Durch die derzeit verordneten Kontakteinschränkungen sind sie mehr als jemals zuvor ‚auf sich konzentriert‘.

Das führt zu Begegnungen mit sich selbst, die sonst eher in therapeutischen Settings gesehen werden. Es entsteht plötzlich eine veröffentlichte Neugier auf sich selbst. Die ‚Selbstbezogenheit‘ setzt Kräfte frei, die bei eingeschränkten Lebensbedingungen zu einer größeren Selbstzufriedenheit führt, die wiederum ein erstaunliches Reservoir an Kreativität freisetzt. In einer Rundfunksendung wurden von Hörer*innen diesbezügliche Erfahrungen genannt. Jemand drückte es für sich so aus: ‚Das ist für mich eine Gotteserfahrung‘.

Die Begegnung also mit dem im eigenen Sein durch göttliche Präsenz vorhandenen Kraft-Potential schafft tiefgreifende Erfahrung. Die österlichen Ereignis-Bilder sind gleichsam Abbildung einer verstärkten Selbst-Wahrneh-mung.

Dem österlichen Erleben ging eine der Corona-Pandemie ähnliche ‚Krise‘ voraus, als die geweckte Hoffnung auf eine grundlegende Befreiung aus Bevormundung und Unterdrückung ausgelöscht wurde. Angst, Desorientierung und kurzatmige Reaktionsbildungen übernahmen die Regie. Dann, in der Angst-Quarantäne geschah der unfassbare Aufbruch!

Deshalb: Einen gesegneten Weg auf Ostern zu wünsche ich uns allen. Die Texte, Traditionen und die bis heute spürbare ‚Sprengkraft‘ der ‚Auferstehungs‘-Szenarien berühren neu, weil viele Menschen neu und anders dem Leben zugewandt sind.

Euer

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