STAATLICHE STRUKTUREN DURCHDRINGEN
23. Sonntag nach Trinitatis
15 Damals kamen die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen.
16 Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst und wirklich den Weg Gottes lehrst, ohne auf jemand Rücksicht zu nehmen; denn du siehst nicht auf die Person.
17 Sag uns also: Ist es nach deiner Meinung erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht?
18 Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum stellt ihr mir eine Falle?
19 Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denar hin.
20 Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das?
21 Sie antworteten: Des Kaisers. Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!
22 Als sie das hörten, waren sie sehr überrascht, wandten sich um und gingen weg.
Matthäus-Evangelium 22, 15-22
Eine ‚Falle’ zu stellen, ist bis heute aktuell. Tages-Politik und ‚Weg Gottes’ gegeneinander auszuspielen, ist eine beliebte Argumentations-Ebene: Wenn es einen ‚Weg Gottes’ gibt, muss dieser gegen die Wege der Politik stehen und andererseits eine Politik, die die ‚Wege Gottes’ in ihre Entscheidungen einbezieht, sei handlungsunfähig. Ein Politiker unserer Tage antwortet so. ‚Ich bin sehr zurückhaltend, politische Alltagsentscheidungen aus der Bibel abzuleiten. Der Glaube vermittelt Orientierung und Vertrauen, dass auch schwierigste Situationen im Privaten und Politischem nie ohne Ausrichtung sind und die Zukunft offen bleibt’.
Leben können wir mit dem ‚Gebt dem Staat das, was des Staates ist’ nur, wenn wir auch das andere hören: „Gebt Gott, was Gottes ist.“
Es gibt etwas, das dem ‚Staat’ nicht zukommt, weil es Gottes ist. Was wir Gott zu geben haben, können wir nicht – wie die Steuer – aus der Tasche ziehen. Denn das sind wir selber – mit Körper, Seele, Geist. Diese Existenz gehört keiner Macht dieser Welt. Nur Gott allein! ‚Gebt Gott, was Gottes ist‘, das heißt: Gebt euer Herz, gebt den Dank für das Leben, für alle Kräfte, für alle Menschen, die mit uns auf dem Wege sind. Dieser Dank für neuen Anfang nach dem Scheitern, dieser Dank für Trost in Zeiten der Ausweglosigkeit ist exklusiv für ‚Gott’.
‚Gott geben, was Gottes ist!‘ ist nicht Selbstzweck. Er ist wichtiger Faktor für gelingendes Leben in dieser Welt. Davon lebt unser soziales System. Es geht also nicht um konkurrierende Positionen, die sich gegeneinander ausspielen, sondern um differenzierte Gemeinsamkeit, um Lebens-Not abzuwenden.
‚Gebt dem ‚Kaiser’, was des ‚Kaisers’ ist!‘ Wie können wir das als Menschen tun, die Gott geben möchten, was Gottes ist? Wie folgen wir dem Beispiel Jesu in den großen Themen der Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung?
Der Ruf in die Nachfolge Jesu ein wichtiger Faktor für das Leben in der Welt. Unsere Gesellschaft braucht die Träume und Visionen der Propheten. Die Menschen brauchen die Befreiungsgeschichten, die Heilungsgeschichten.
Vor allem brauchen wir Menschen, die von der Lebenshaltung und der Lebensgewissheit ‚Gebt Gott, was Gottes ist’ Jesu angesteckt sind und so Staat und Gesellschaft durchdringen!
Ohne sie geraten Staat und Gesellschaft in anarchische und lebensfeindliche Strukturen.
Impulse
- Was ‚gebe‘ ich ‚Gott‘? was gebe ich dem ‚Staat‘?
- Wie durchdringe ich mit meiner ‚Lebenshaltung‘ die Gesellschaft, in der ich lebe?