Symbol

Von | 18. November 2015

SYMBOL DER SOLIDARITÄT 

Trikolore-klein

Einen Finger für einen Appell – drei Finger für die Demut

Eines von vielen Symbolen, die im Erschrecken über unfassbare Grausamkeit in Paris Zeichen der Solidarität setzen möchten. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sind die großen Werte, die mit der französischen Revolution verknüpft sind. Wer sich auf Demokratie und Gerechtigkeit beruft, steht in der Tradition dieser Werte.

Es ist gut, daran zu erinnern, dass dieser Erkenntnis Krieg, Unterdrückung, Meinungs- und Religionsdiktatur vorangingen, die die damalige Welt über Europa hinaus erschütterten. Es bedurfte eines langen Weges mit Terror und vielen grauenhaften Kriegen, um dem geschun-denen Europa Raum für diese Werte zu geben.


13. November 2015

Im Moment starker Betroffenheit – aktuell nach dem Terror-Anschlag in Paris in Paris – sind  Abwehr-Reaktionen verständlich. Eine ‚Kriegs-Erklärung‘ ist eine solche und wir wissen, dass nach ‚Nine-eleven‘ der erklärte ‚Krieg‘ großes Unheil gebracht hat.

In unserem Land können wir (uns) gern daran erinnern, dass wir in der Straf-Gesetzgebung die unnachgiebige Verfolgung von Straftätern, gleichzeitig aber auch immer den Blick auf Hintergründe ausgeübter Gewalttaten kennen. Wir wissen um die Zusammenhänge von Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Ausbeutung und reaktiver Gewalt.  Dieser Blick rechtfertigt nicht die Scheußlichkeit von geplantem Terror, muss aber solchem Zusammenhang Raum geben, um der Spirale der Gewalt entgegenzutreten.  Wir brauchen so etwas wir eine internationale ‚Klagemauer‘, gemeinsames ‚Weinen‘ über erlittene und ausgeübte Gewalt. Das öffnet Möglichkeiten. Bei einem Besuch in Israel lernte ich die Leiterin eines Museums im Norden Galiläas kennen. Sie berichtete von einer solchen Form des Erlebens. Israelische und muslimische Jugendliche ‚klagen‘ sich gegenseitig ihr Leiden an sich selbst und an den ‚anderen‘. Das schaffe den Ansatz zu einer ‚verantwortli-chen‘ Friedenskultur. Die gegenwärtigen Verhandlungen zu einem Frieden in Syrien und die Verhandlungen mit politischen Vertretern afrikanischer Staaten scheinen in diese Richtung zu gehen.


Diese Werte sind niemals Besitz, sondern immer wieder neu umzusetzende Perspektive für alle Menschen. Besonders angesichts gegenwärtiger uns beängstigender Konfrontation sind Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit Maßstab für das Handeln.

Das bedeutet , diesen Maßstab auch für sich selbst anzulegen. Das bedeutet, unter diesem Maßstab  gelebte Wirklichkeit zu beurteilen.

Was verstehe ich unter Freiheit? Was verstehe ich unter Gleichheit? Was verstehe ich unter Brüderlichkeit? Diese ‚Innen-Schau‘ ist unbedingte Voraussetzung, um solche Sicht mit Blick auf die mich umgebende Beziehungswelt umzusetzen.

Was verstehen wir als Gesellschaft unter Freiheit? Was verstehen wir als Gesellschaft unter Gleichheit? Was verstehen wir als Gesellschaft unter ‚Geschwisterlichkeit‘? Diese ‚Innen-Schau‘ ist ebenfalls Voraussetzung, um solche Sicht in  politischen Systemen umzusetzen.

Wenn wir in einem solchen Prozess erkennen können, dass ein solcher von uns bejahter Werte-Kanon für die wenig überzeugend sein muss, die bis heute darunter leiden, eben nicht als gleichwertige, als mündige als geschätzte Menschen gesehen zu werden. Wirtschaftliche Ausbeutung und sich durch Waffenverkäufe an politisch nicht stabile Staaten zu bereichern, sind nur zwei Hinweise unter vielen anderen.

Was ist für die kommende Zeit daraus abzuleiten? Eine immer wieder aktuelle Erkenntnis: Wer auf einen Menschen herausfordernd mit dem Finger zeigt, muss erkennen, dass gleichzeitig drei Finger auf ihn selbst weisen. Eine ‚demütige‘ Haltung, die ich zur Bewältigung des Konfliktes für die nächsten Jahre, wohl Jahrzehnte für unabdingbar halte.

Wir werden Zeichen für eine solche Haltung in Gesprächen und Begegnungen setzen müssen. Wir werden die gegenwärtige und über lange Zeit geltende Situation ’nutzen‘  und den bei uns lebenden Flüchtlingen ‚Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit‘ erlebbar machen können. Sie könnten Barmherzigkeit erfahren, die (ver)bindet.

Sie werden – irgendwann in ihre Heimatländer zurückgekehrt – diesen ‚Schatz‘ mitbringen. Das ist eine nachhaltige Perspektive und sie wird dazu beitragen, den Sumpf  dumpfer Gewalt ‚auszutrocknen‘, weil es ‚Ströme lebendigen Wassers‘ gibt.

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Auszug aus einem Beitrag unter ZEIT ONLINE von Bernd Ulrich 

… In den achtziger Jahren stieg die Zahl der Besuche von DDR-Bürgern in Westdeutschland auf bis zu sechs Millionen jährlich. Deren positive Erfahrungen im Westen trugen mehr und mehr zur Erosion des SED-Regimes bei, bis es dann 1989 in sich zusammenbrach.

Eine ähnliche Funktion dürften die Millionen Araber haben, die jetzt hierher kommen. Sie erzählen ihren Freunden und Verwandten daheim, wie das Leben auch sein kann, wie man ohne Bestechung eine Urkunde bekommt, was eine freie Presse ausmacht, wie gut die ärztliche Versorgung ist und wie wenig der Ungläubige dem Bild entspricht, das man sich gern von ihm macht. Auch wie ein toleranter Islam aussieht oder eine entgiftete Männlichkeit wird sich rumsprechen, auch wenn das zunächst nicht allen von ihnen gefallen wird. Zugleich werden die Daheimgebliebenen mit politischen Informationen versorgt, auch mit Geld, ganz dezentral und organisch …..

Wer den ganzen Beitrag lesen möchte:
http://www.zeit.de/2015/47/muslime-islam-westen-umgang/komplettansicht


Es mag gegenwärtig schwierig und aussichtslos aussehen. Es gibt aber neben dem Terror auch Zeichen einer sich in obigem Sinne durchsetzender Sicht. Die Kampagne AVAAZ formuliert: Wenn wir erkennen, dass wir in unserem Leben und unserem Überleben eng miteinander verflochten sind und als Menschheit geschlossen und vereint handeln, dann können wir zusammen auf eine bessere und sicherere Zukunft hinarbeiten.‘

Zum Anliegen

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