… und der Geist der Weisheit kam zu mir ….
Weise Menschen sind unterwegs!
Ich war in Seebüll, ganz im Norden an der dänischen Grenze. Dort befindet sich die Emil-Ada-Nolde-Stiftung.
Auf eine Warft sind Wohnhaus und Atelier des Malers und Künstlers Emil Nolde gebaut. Einzigartig für die nordfriesische Landschaft ist der von dem Ehepaar in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts angelegte Garten. Blüten und Farben ‚berauschend’ und mein Sein durchdringend.
Die Vielfalt der Farben finde ich in vielen Gemälden. ‚Farben sind für mich wie eine Sinfonie’ ist von Emil Nolde überliefert. Zu unterschiedlichen Tagzeiten ‚wandle’ ich durch den Garten und begegne immer wieder dieser aus Keramik gestalteten Eule.
Die Eule findet sich gemalt in der Galerie. Sie sitzt auf einem Ast und nah vor ihr tanzt ein Paar, das ich nicht auf den ersten Blick erkenne. Bei genauem Hinsehen erkenne ich tanzend umschlungen einen Fuchs und einen Hasen.
‚Triumph der Weisheit’ hat Nolde sein Gemälde betitelt. Etwas erhöht sitzt die Eule über dem Geschehen als Symbol der Weisheit. Vor ihr das tanzende Paar Fuchs und Hase als Symbol der Einträchtigkeit wider jede Erfahrung und Denken.
Die Weisheit siegt, wenn naturgegebenes Anders-Sein und daraus resultierende Abgrenzung trotz Gefährdung eine Perspektive finden. Ist die ‚Weisheit’ appellierende ‚Erinnerung’, es zu versuchen oder ist sie Bestätigung: ’Ihr seid mit Eurem Impuls auf richtigem Weg?’
Wo erinnert oder bestätigt uns die Weisheit? Sehen wir die ‚Eule’ in unseren Grenzen überschreitenden Schritten auf das ‚Andere’, vielleicht sogar auf das uns Gefährdende zu?
Es werden kommen von Osten und von Westen,
von Norden und von Süden,
die zu Tisch sitzen im reich Gottes.
Lukas 13,29
Manchmal warten wir darauf, dass jemand kommt und sein Leben mit uns teilt. Wenn ichmich einsam fühle, fehlt mir die Kraft, etwas Sinnvolles oder Erfüllendes zu tun.
Manchmal fühlen wir uns aber auch bedrängt und meinen, nicht mehr zu unserem Recht zukommen. Manche denken zum Beispiel, es kommen immer mehr Fremde und nehmen uns die Luft zum Atmen.
Gemeinschaft ist schön, ich erlebe, dass ich anderen etwas bedeute. Aber sich eingeengt zu fühlen, sich nicht mehr entfalten und nicht mehr mithalten zu können, das ist bedrohlich. Die Angst, die da entsteht, macht sich schnell in Gewalt Luft.
Jesus beschreibt das Reich Gottes öfter im Bild eines großen Festes. Ein Fest ist eine gute Gelegenheit, die Angst des Einzelnen vor der Einsamkeit und die Sorge, nicht zu seinem Recht zu kommen, im Geist der Gemeinschaft zu überwinden. Denn wenn es gut geht, dann hat ein Fest eine Form, eine Struktur, die dem Einzelnen seinen Platz zuweist und die Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellt. Jeder hat im Ablauf des Festes seine Rolle und seinen Ort, niemand muss sich übergangen oder verdrängt fühlen …
Auslegung zum Wochenspruch 3. Sonntag nach Epiphanias, Klaus v. Mehring, ‚Mit dem Herzen verstehen’
Die Bibel beschreibt diese ‚Weisheit’ nicht als ‚Zaun-Gast’, uns und unser Tun ‚beäugend’. Sie beschreibt sie als eine Kraft, die da ist und gleichzeitig errungen werden kann. Sie kann Teil des Seins ‚in der Tiefe’ sein, aus der sie wie eine Quelle sprudelt. Dann wird sie zur gestaltenden, Grenzen überschreitenden Kraft, die die Unterschiedlichkeiten miteinander tanzen lässt.
Unter dem Stichwort ‚Weisheit’ lassen sich in der Bibel viele Zitate finden. Einige gebe ich Euch hier zum Nachsinnen.
Sag zur Weisheit: Du bist meine Schwester!, und nenne die Klugheit deine Freundin!
Sprüche 7,4
Doch die Weisheit von oben ist erstens heilig, sodann friedlich, freundlich, gehorsam, voll Erbarmen und reich an guten Früchten, sie ist unparteiisch, sie heuchelt nicht.
Jakobus-Brief 3,17
Ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, sodass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können.
Lukas 21,15
Vielmehr verkündigen wir das Geheimnis der verborgenen Weisheit Gottes, die Gott vor allen Zeiten vorausbestimmt hat zu unserer Verherrlichung.
1. Brief an die Korinther 2,7
Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagen sie: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder! Und doch hat die Weisheit durch die Taten, die sie bewirkt hat, recht bekommen.
Matthäus-Evangelium 11,19
Es wird sichere Zeiten erleben. Weisheit und Erkenntnis sind der Reichtum, der es rettet; sein Schatz ist die Furcht vor dem Herrn.
Prophet Jesaja 33,6
Den Menschen hast du durch deine Weisheit erschaffen, damit er über deine Geschöpfe herrscht.
Buch der Weisheit 9,2
Daher betete ich und es wurde mir Klugheit gegeben; ich flehte und der Geist der Weisheit kam zu mir.
Buch der Weisheit 7,7
Wisse: Genauso ist die Weisheit für dich. Findest du sie, dann gibt es eine Zukunft, deine Hoffnung wird nicht zerschlagen.
Sprüche 24,14
Tiefe Wasser sind die Worte aus dem Mund eines Menschen, ein sprudelnder Bach, eine Quelle der Weisheit.
Sprüche 18,4
Innere Zuwendung, Stille und Gebet sind Voraussetzungen für die Überwindung von Ausgrenzung und Lebensfeindlichkeit. Das ist die Weisheit, verfügbar in uns angelegt. Lasst Euch von der ‚Eule’ gern daran erinnern! Mit Euch sind schon viele so ‚ausgestattet‘ unterwegs.
Es wird berichtet, dass es nach wie vor viele Tatkräftige gibt, die nach der ersten Willkommens-Begeisterung den Geflüchteten weiterhin zur Seite stehen und helfen, Verantwortung für sich zu übernehmen, um in unserer Gesellschaft Platz zu erhalten.
Sie widerstehen den pessimistisch Rückwärtsgewandten und sind überzeugt, dass wir es schaffen können!
Diese Überzeugung übrigens ist Frucht der Weisheit!
Die wünsche ich Euch und mir!
Euer