Umsonst

Von | 30. Dezember 2017

TIEFEN-ENTSPANNUNG
GANZ UMSONST

Gedanken zum
LEITWORT 2018

Durstig sein – ein gut bekannter Zustand. Schon die Vorstellung, nichts zum Trinken zu haben, kann Panik auslösen.

Eindrücklich steht mir ein Erlebnis vor Augen. Mit einer Gruppe sind wir zu einer Reise durch Israel aufgebrochen. Ein Tagesziel war die Wüste Negev.

Unser kundiger Begleiter mahnte uns am Morgen mehrfach und eindringlich, mindestens vier Liter Wasser in unserem Wander-Rucksack mitzunehmen. Ich habe die Menge zugunsten meiner Kamera reduziert. Die Foto-Motive waren mehr als beeindruk-kend. Einige finden sich auch auf meiner Homepage.

Diese Entscheidung hatte mich schon sehr bald ‚eingeholt’, als ich meine Vorräte immer mehr schwinden sah. Mit untergehender Sonne schleppte ich mich gleichsam zum vereinbarten Parkplatz und ein aufkommender Sandsturm erschwerte die letzte Etappe des Weges erheblich.

Dankbar und erleichtert war ich, als wir unsere ‚Oase’ erreichten. Ermattet lag ich im Zelt und musste die Folgen des erlittenen Wassermangels mit Zittern, Fieberschüben und unwirklichen Bildern ertragen.

Dem Wasserhaushalt unseres Körpers gehört größte Aufmerksamkeit und der mahnende Hinweis: ‚Du trinkst zu wenig’, ist meistens begründet. Unser Körper besteht zu 70% aus Wasser. Damit ist Durst ein Hinweis auf substanzielle Unterversorgung! Das oben beschriebene Mangelerlebnis ist dazu überdeutlich.

Mangel an Wasser führt zu ‚Ausfällen’ und zu inneren Vergiftungen, weil eben dieses Wasser auch Giftstoffe ausspült.

Stimmen diese körperlichen Erfahrungen auch für den ‚spirituellen Haushalt’?

In der Bibel wird der Mangel an seelischer Versorgung mit entsprechenden Bildern vom Wasser beschrieben.


Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser,
so lechzt meine Seele, Gott, nach dir.
Psalm 42,2

Gott, du mein Gott, dich suche ich, meine Seele dürstet nach dir. Nach dir schmachtet mein Leib wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser.
Psalm 63,2

Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, unablässig bringt er seine Früchte.
Jeremia 17,8


In Taizé singen wir gern dieses Lied: ‚In dunkler Nacht woll’n wir ziehen, lebendiges Wasser finden. Nur unser Durst wird uns leuchten …

Seelische Unterversorgung verführt zu Ersatzlösungen. Eine Abhängigkeits-Problematik hat hier ihre Ursache. Der Verzicht auf Ersatzlösungen aus dem ‚Durst’-Dilemma macht den wahren Durst schmerzhaft deutlich. Das ist der ‚Schmerz’, den es auszuhalten gilt, um zu erkennen, was die Seele wirklich nährt.

Gott spricht:
Ich will dem Durstigen geben von der Quelle
des lebendigen Wassers
umsonst.

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Offenbarung des Johannes 21,6

So ist das Leitwort dieses Jahres besonders zutreffend, weil in unserer gegenwärtigen Zeit für viele  Menschen manche Grundvoraussetzungen für eine gesunde Seele im Defizit sind.

Eine undifferenzierte Sehnsucht und ihre Ersatz-Tendenzen zeigen, dass es um existenzielle seelische Substanz geht, die fehlt. Die Defizit-Symptome sind unübersehbar und unüberhörbar: Vagabundierende Ängste, unrealistische Erwartungen, kontrollierende Ab- und Ausgrenzungen, für das eigene Überleben entlastende destruktive Feind-Bilder und Schuldzuweisungen, autoaggressive Unzufriedenheit bis  zur selbstzerstörerischen Depression. Zustandsbeschreibungen von ‚ungestillten Durstigen‘.

Der Hinweis ‚… umsonst!’  bringt  unmissverständlich zum Ausdruck: Es sind keine Vorkehrungen, keine Legitimations-nachweise, keine Finanzierungs- oder andere Pläne für den Erhalt der Stärkung zur inneren Orientierung notwendig.

‚Jetzt zugreifen und das umsonst!’ Da ist nicht einmal vorher eine Packungsbeilage zu lesen, ein Arzt oder ein Apotheker zu befragen.

Hinter diesem ‚Umsonst’ befindet sich ein wohlwollender Blick. Dieser  Blick erreicht die Frau am ‚Jakobsbrunnen‘. Beim Wasserschöpfen legt Jesus den Finger auf den wunden Punkt ihres Lebens, ihre vielen gescheiterten Beziehungen und die sie begleitenden Ängste. Mit dieser harten Wahrheit konfrontiert, lässt er sie nicht stehen, sondern macht ihr ein Angebot, das ihr Leben verändert: ‚Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird nie dürsten’. (Siehe folgender Text)


Diagnose und Therapie am ‚Brunnen‘

4 Er musste aber den Weg durch Samarien nehmen.
5 So kam er zu einem Ort in Samarien, der Sychar hieß und nahe bei dem Grundstück lag, das Jakob seinem Sohn Josef vermacht hatte.
6 Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Jesus war müde von der Reise und setzte sich daher an den Brunnen; es war um die sechste Stunde.

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7 Da kam eine samaritische Frau, um Wasser zu schöpfen. Jesus sagte zu ihr: Gib mir zu trinken!
8 Seine Jünger waren nämlich in den Ort gegangen, um etwas zum Essen zu kaufen.
9 Die samaritische Frau sagte zu ihm: Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um Wasser bitten? Die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritern.
10 Jesus antwortete ihr: Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.
11 Sie sagte zu ihm: Herr, du hast kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief; woher hast du also das lebendige Wasser?
12 Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben und selbst daraus getrunken hat, wie seine Söhne und seine Herden?
13 Jesus antwortete ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen;
14 wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.
15 Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierher kommen muss, um Wasser zu schöpfen.
16 Er sagte zu ihr: Geh, ruf deinen Mann und komm wieder her!
17 Die Frau antwortete: Ich habe keinen Mann. Jesus sagte zu ihr: Du hast richtig gesagt: Ich habe keinen Mann.
18 Denn fünf Männer hast du gehabt und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Damit hast du die Wahrheit gesagt.
19 Die Frau sagte zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist.

Johannes 4, 4-19


Dieses Wasser spült den Ballast ihres bisherigen Lebens weg. Ihre wahre Sehnsucht ist freigelegt. Gerade den von schwierigen Lebensumständen  gezeichneten, verletzten, gescheiterten und bedürftigen Menschen gilt das Angebot.

Und wo sind diese ‚Brunnen’ für den sofortigen ‚Zugriff’ zu finden? Die spirituelle Erfahrung des unvergessenen Dag Hammerskjöld* sagt es so:


Ich sitze hier vor dir, Herr
aufrecht und entspannt, mit geradem Rückgrat.
Ich lasse mein Gewicht senkrecht durch meinen Körper hinunter sinken auf den Boden, auf dem ich sitze.

Ich halte meinen Geist fest in meinem Körper.
Ich widerstehe seinem Drang, aus dem Fenster zu entweichen,
an jedem anderen Ort zu sein als an diesem hier,
in der Zeit nach vorn und hinten auszuweichen,
um der Gegenwart zu entkommen.
Sanft und fest halte ich meinen Geist dort,
wo mein Körper ist: hier in diesem Raum.

In diesem gegenwärtigen Augenblick
lasse ich alle meine Pläne, Sorgen und Ängste los.
Ich lege sie jetzt in deine Hände, Herr.
Ich lockere den Griff, mit dem ich sie halte,
und lasse sie dir.

Für den Augenblick überlasse ich sie dir.
Ich warte auf dich – erwartungsvoll.
Du kommst auf mich zu, und ich lasse mich von dir tragen.

Ich beginne die Reise nach innen.
Ich reise in mich hinein, zum innersten Kern
meines Seins,  wo du wohnst.
An diesem tiefsten Punkt meines Wesens
bist du immer schon vor mir da,
schaffst, belebst, stärkst ohne Unterlass
meine ganze Person.


Und nun öffne ich meine Augen,
um dich in der Welt der Dinge und Menschen zu schauen.
Ich nehme die Verantwortung für meine Zukunft
wieder auf mich. I
Ich nehme meine Pläne, meine Sorgen,
meine Ängste wieder auf.
Ich ergreife aufs Neue den Pflug.

 Aber nun weiß ich,
dass deine Hand über der meinen liegt
und ihn mit der meinen ergreift.

Mit neuer Kraft
trete ich die Reise nach außen wieder an,
nicht mehr allein,
sondern mit meinem Schöpfer zusammen.

*Dag Hjalmar Agne Carl Hammarskjöld
war ein parteiloser schwedischer Staatssekretär
unter sozialdemokratisch geführten Regierungen
und von 1953 bis zu seinem Tode 1961
der zweite Generalsekretär der Vereinten Nationen.


Solche ‚Brunnen’ sind Orte der Gemeinschaft. Mit den oben genannten Gezeichneten – und das sind wir (immer mal wieder)alle! – sich solidarisch zusammenfinden und die  ‚Reise nach innen’ antreten.

Wer solche Gemeinschaft nicht kennt, nehme gern Kontakt zu mir auf. 

Ich wünsche Aufmerksamkeit für die ‚Diagnose‘ und Bereitschaft zur ‚Umsonst‘-Therapie.


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