Das lag wie ein Stein auf mir …
Viele kennen das Gefühl, dass etwas wie ein Stein auf ihnen liegt, das sie belastet und nicht frei leben lässt: Ballast aus der Vergangenheit, zum Beispiel Enttäuschungen und Verletzungen behindern oder lähmen sogar. Häufig schon hindert der Gedanke an solche ‚Steine‘ das Weitergehen.
In den österlichen Bildern gibt es dazu einen Hinweis – fast ’nebenbei‘. Es wird davon erzählt, dass Frauen sich auf den Weg zum Grab Jesu machen, um das Beerdigungs-Ritual nachzuholen, das ihnen am Sabbat verboten war.
Schon unterwegs fragen sie sich, wer ihnen wohl den großen Stein vor dem Grab beseitigen helfen würde.
Ein Problem. Sie halten sich aber nicht bei dem Problem auf, sondern sie gehen weiter. Als sie zum Grab kommen, ist der Stein bereits zur Seite gerollt.
Am Abend, als der Sabbat vorbei war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter von Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um den Toten einzubalsamieren. Ganz früh am Sonntagsmorgen, als die Sonne gerade aufging, kamen sie zum Grab. Unterwegs hatten sie sich überlegt, wer ihnen den Stein vom Grabeingang wegrollen könnte, denn er war sehr groß. Als sie aber hinsahen, bemerkten sie, dass der Stein schon entfernt war.
Evangelium nach Markus 16,1-4
Ein schönes Bild: Die Bewältigung unserer Probleme geschieht meist dann, wenn wir unser Lebens-Ziel nicht aus dem Auge verlieren, uns so zielgerichtet in Bewegung halten.
Perspektive: Der Stein (vor dem ‚Grab‘) ist weggerollt.
Was Einsicht blockierte, ist beseitigt.
Was am Leben hinderte, ist der Lebendigkeit gewichen.
Es liegt nichts mehr ‚wie ein Stein‘ auf oder vor dir.
Welcher Stein blockiert dein Leben? Was liegt auf dir und hält dich vom Leben ab?
IMPULS
Sammle einige Steine – große und kleine.
Schreibe auf sie, welche Belastung sie symbolisieren.
Gehe an einen Bach oder vielleicht sogar ans Meer und wirf die Steine weit von dir weg.
Stelle dir vor, dass sich mit jedem weggeworfenen Stein eine Belastung von dir löst.
Schließe die Augen und spüre die innere Weite in dir.
Verändernde Kraft überwindet geschlossene ‚Türen‘
Täglich öffnen und schließen wir Türen. Durch Türen treten wir aus dem Vertrauten hinaus. Durch Türen treten wir auch in Unbekanntes.
Es gibt eine ‚Tür-Hoheit‘: Manche Räume können wir nur betreten, wenn uns jemand die Tür öffnet. Wir müssen uns dann bemerkbar machen.
Verschlossene Türen verwehren den Zugang. Was hinter geschlossenen Türen liegt, soll geschützt sein oder verborgen bleiben. Verschlossene Türen aufbrechen, ist immer Verletzung von Intim-Sphäre.
Was hier beschrieben ist, gilt sinngemäß auch für ‚innere Türen‘. Auch hinter ihnen liegt zu Schützendes. Nur wer vertraut, ‚öffnet sich‘ und lässt eintreten.
Hinter solchen Türen liegen aber auch die ganzen erfahrenen Enttäuschungen und Verletzungen, das Versagen und die Mutlosigkeit. Sie sollen hinter gut verschlossener Tür verborgen bleiben und nicht einmal beste Vertraute werden eingelassen.
Aber auch an diese Türe wird ‚geklopft‘, um Einlass zu bekommen. Es sind die Ereignisse, die wir nicht vermeiden können, die plötzlich einen Kontakt zu früheren Erlebnissen herstellen. Wir müssen dann viel Energie aufwenden, um ‚cool‘ zu bleiben und die ‚Bewegung hinter der Tür‘ nicht preiszugeben. Wir meiden dann Menschen und auch ähnliche Situationen, die ‚Auslöser‘ sind oder sein könnten für solchen ‚Aufruhr‘.
Und plötzlich macht das hinter der Tür Verborgene Angst. Es ist unüberschaubar, scheinbar fremd, unkontrollierbar, aber auch kraftvoll.
In den österlichen Bildern tritt der Auferstandene durch verschlossene Türen und trifft dort auf verängstigte Menschen.
Ohne Bild bedeutet es, dass die verändernde Kraft durch Vertrauen Zugang bekommt, damit das Verborgene ‚in neuem Licht‘ erkannt und angenommen werden kann. Nichts verändert sich, bevor es nicht das wird, was es ist, sagt Fritz Perls.
Diese Kraft, die in dem Menschen Jesus Christus sichtbar wurde, verletzt nicht erneut, sondern sie führt in die Erlösung. Die ‚alten Geschichten‘ des Lebens werden im Licht dieser Kraft zum wichtigen ‚Potential der Lebensgestaltung‘.
Foto: Volker Rehfeldt, Diakonisches Werk Hamburg
Alte Geschichten in neuem Licht
Welche inneren Türen sollen von dieser verändernden Kraft durchschritten werden
und dich gleichsam an die Hand nehmen, um zu erkennen und dich anzunehmen,
damit du zu dir selbst Zugang bekommst und in Freiheit leben kannst?
IMPULS
Öffne und schließe Türen heute einmal bewusst.
Stelle dir vor, was passierte, wenn du von dieser Kraft beflügelt, eine Tür durchschreiten würdest.
Mache dir bewusst, was du hinter deiner ‚inneren Tür‘ vorfindest und was du wie verändert wissen möchtest?
Gedanken und Anregungen entnommen aus „Heilendes Kirchenjahr“ und „Die Osterfreude auskosten“ von Anselm Grün und Michael Reepen,
„Vier-Türme-Verlag“, Münsterschwarzach