DIE VERFÜHRUNG
Danach führte der Geist Gottes Jesus in die Wüste, wo er vom Teufel auf die Probe gestellt werden sollte. Nachdem er vierzig Tage und Nächte gefastet hatte, war er hungrig.
Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: »Wenn du Gottes Sohn bist, dann befiehl doch, dass die Steine hier zu Brot werden!« Jesus antwortete: »In den Heiligen Schriften steht: ‚Der Mensch lebt nicht nur von Brot; er lebt von jedem Wort, das Gott spricht.’«
Darauf führte der Teufel ihn in die heilige Stadt Jerusalem, stellte ihn auf den höchsten Punkt des Tempels und sagte: »Wenn du Gottes Sohn bist, dann spring doch hinunter; denn in den Heiligen Schriften steht: ‚Deinetwegen wird Gott seine Engel schicken, und sie werden dich auf Händen tragen, damit du dich an keinem Stein stößt.’« Jesus antwortete: »In den Heiligen Schriften heißt es auch: ‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht herausfordern.’«
Zuletzt führte der Teufel Jesus auf einen sehr hohen Berg, zeigte ihm alle Reiche der Welt in ihrer Größe und Pracht und sagte: »Dies alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.« Da sagte Jesus: »Weg mit dir, Satan! In den Heiligen Schriften heißt es: ‚Vor dem Herrn, deinem Gott, wirf dich nieder, ihn sollst du anbeten und niemand sonst.’« Darauf ließ der Teufel von Jesus ab, und Engel kamen und versorgten ihn.
Matthäus 4,1-11
In die Zeit des Verzichts tritt die Versuchung. Es ist nicht der Einfluss von außen, der in Versuchung führt. Es ist der innere Kampf, der das Leben im Angesicht von Versuchungen schwer macht.
Jede Versuchung ist ein sehr persönlicher Vorgang. Indem Jesus in der Wüste sich selbst begegnet und sich kennen lernt, stößt er eben auch auf seinen eigenen inneren „Teufel“, den „Verdreher“, den „Verwirrer“.
In der Abgeschiedenheit (des Fastens) treten die zentralen Lebensfragen hervor
In der Abgeschiedenheit (der Wüste) kommen die zentralen Lebensfragen zum Vorschein und es geht um lebenswichtige Entscheidungen! Dabei ist die Auseinandersetzung mit dem „Teufel“ nicht eine unangenehme und letztlich vermeidbare Begleiterscheinung des Lebens – es ist das Leben schlechthin!
Welche „Lebens“-Fragen sind es?
· Es geht um die „Alles“-Machbarkeit.
· Es geht um die absolute Sicherheit und Unverletzlichkeit.
· Es geht um die „Alles“-Beherrschbarkeit.
Alles zu können, Sicherheit und Unverletzlichkeit, uneingeschränkte Macht – das sind Menschheits-Träume, Träume von der „großen Freiheit“.
Das Streben nach Erfüllung dieser Träume aber führt in die Abhängigkeit. Diese drückt sich in Aggressionen und Depressionen aus. Persönliche Lebensgeschichten und die Geschichte der Menschheit überhaupt sind prall gefüllt mit Beispielen.
Jesus entscheidet sich anders. Er wählt mit Bindung an Gott, mit Vertrauen in Gott und mit Hingabe an Gott – hier geht es um die ‚andere‘ innere Instanz! – den wirklichen Weg in umfassende Freiheit. Dieser ‚Glaube‘ führt in die Freiheit. Diese drückt sich konstruktiv sich in Lebensbejahung und Liebe aus, wie wir es an dem Leben und Handeln Jesu erkennen können.
So ist die Perspektive von Verzicht einmalig beschrieben und wir haben einen Weg, wie wir in die die Auseinandersetzung mit dem ‚Teufel in uns‘ gehen können. ‚Wer glaubt, hat die innere Freiheit, auf Herausforderungen zu reagieren‘. (Margot Käßmann)
Ein Gedankenspiel
Versuchung ist das, was dich sucht. Was, wenn sie deine Wegweiserin wäre? Denk dir eine Landkarte. Nimm dir ein möglichst großes Papier. Male sie auf, deine Versuchung. Ein großer Wegweiser in der Mitte des Blattes. Male auf der einen Seite das Land, in das sie weist. Die Glückversprechen, die sie verheißt ….. Das Schlaraffenland des vermeintlich einfachen Glücks… Nimm bunte Farben …
Sehnsuchtsland
Und jetzt schaue auf die andere Seite: Woher kommt die Versuchung? Von welchen Wünschen und Bedürfnissen erzählt sie? Wie sieht es in dem Land aus, das sie schickt? Lass die Versuchung deine Botschafterin sein. Sie kommt aus deinem Sehnsuchtsland, deinem ‚Ander’land … Es ist dein Heimatland, das Land, das nach dir ruft.
Aus Andere Zeiten e.V.“7 Wochen anders leben“, 3. Brief 1. März 2010
Die Oberhand gewinnt der ‚Teufel‘ immer dann, wenn wir gleich-gültig werden. Genau hingehört heißt das doch, dass es eigentlich keine Entscheidungen mehr gibt, weil alles gleiche Gültigkeit hat: das Gute hat die gleiche Gültigkeit wie das Böse. Dann halten wir alles für gleich und selbstverständlich.
Damit nehmen wir der Dankbarkeit die Chance. Wer nichts für selbstverständlich hält und die Schönheit seines Lebens wahrnimmt, wird dankbar. Dankbarkeit lockt die ‚Engel‘ und vertreibt den ‚Teufel‘.
Am Ende stehen die ‚guten Kräfte‘ der Lebensbewältigung da:‚ …und die Engel dienten ihm‘.