ELEMENTE DES LEBENS
FELIX UND VIOLA – IM ‚ZELT DER ELEMENTE’ …
Eine fantastische Erzählung
‚Mama, Papa!“ Keuchend und laut rufend kommen Viola und Felix durch die Dünen gelaufen.
‚Da, am Strand steht ein riesiges buntes Zelt – ein Zelt in allen Farben’. Die Kinder sind atemlos. Ihre Stimmen überschlagen sich fast.
Die Eltern schauen ihre Kinder an. Das kennen sie. Die beiden sind so wunderbar zu begeistern – ja, und manchmal übertreiben sie auch ein wenig…
‚Und dann diese merkwürdigen Geräusche – manchmal unheimlich, dann wieder wie wunderbarer Gesang’ erzählt Viola weiter. Die Eltern lächeln und freuen sich mit ihren Kindern, die so lebendig erzählen …
‚Kommt mit’, sagt Felix bettelnd, ‚Kommt und seht euch das an’! Felix zieht seinen Vater am Ärmel …
Die Familie – Mutter Angelika, Vater Bernhard und die Zwillinge Viola und Felix – machen Urlaub auf dieser kleinen Insel. Eigentlich wohnen sie ja auf Borkum. Die Insel ist viel größer. Aber hier ist es besonders schön – keine Autos, wenig Lärm. Und sie haben Zeit, viel Zeit.
Die Kinder drängen. ‚Kommt doch mit, schnell!’ Viola sagt es in einem Ton, als könnte das alles ganz schnell wieder verschwinden – so schnell, wie es gekommen war. Gestern jedenfalls war da kein Zelt und es gab auch nicht diese merkwürdigen Geräusche …. Die Eltern verstehen.
So machen sie sich mit ihren Kindern auf den Weg durch die Dünen und die Kinder treiben zur Eile an. Als die Dünen den Blick auf den Strand freigeben, da sehen sie es: Tatsächlich – ein Zelt in allen Farben. Sie scheinen zu fließen. Wie ein Farben-Fluss im Sonnenlicht!
Noch viel mehr Farben sehen die Kinder …
Sie betreten das Zelt. Sie spüren, dass dieses Zelt ein großes Geheimnis birgt. Die Farben erscheinen hier drinnen noch intensiver – unglaublich, wie viele Farben es gibt. Die Farben scheinen zu fliegen und immer neue Bilder bilden sich. Alle Menschen, die in dieses Zelt strömen, tauchen in dieses Meer von Farben ein und werden selbst zu wunderschönen Farben-Gestalten.
Dann diese Geräusche: Tosendes Wasser, dass sich von allen Seiten wie Wasserfälle zu ergießen scheint; brausender Wind, der von oben und unten zu kommen scheint, die Haare flattern lässt und gleichzeitig warm umschmeichelt; dumpfes Grollen aus der Erde – es hört sich an wie Ächzen, dann ein Stöhnen, dann wie Tollerei; grelle Blitze und knisterndes Feuer mischen sich in die Farben …
Viola und Felix sind atemlos. Sie schauen wie gebannt in die Mitte des Zeltes. Denn dort erhebt sich eine Gestalt, groß und wunderschön. Die Kinder haben sie vorher nicht gesehen. Sie scheint aus der Erde herausgewachsen zu sein. Ihre Kleidung erinnert an einen Wasserfall – ja, wie fallendes Wasser sind die Gewänder. Die Haare der Gestalt sind meterlang, durchdrungen von den Farben und flattern im Wind – sie drehen, fallen und strecken sich. Und immer wieder springen Feuerfunken aus der Gestalt, wie kleine Blitze, die sich hier und da zu wärmenden Flammen zu formen scheinen.
Die Geräusche verstummen. Diese überwältigende Gestalt steht einfach da! Nicht Angst machend. Die Kinder würden am liebsten näher herantreten.
Sie trauen ihren Ohren nicht. Die Gestalt spricht – fest, manchmal ein wenig dröhnend: Ich bin der ERD-Geist! Dann hell und wie plätschernd: Ich bin der WASSER-Geist! Jetzt wie prustend, dann fast hauchend: Ich bin der LUFT-Geist! Dann ein Funken-Regen wie ein noch nie gesehenes Feuerwerk aus dem die Worte wie kleine Blitze herausspringen: Ich bin der FEUER-Geist! Die Stimmen scheinen ineinander zu verschmelzen und dennoch hören Viola und Felix sie ganz deutlich. ‚Das ist das Zelt der vier Elemente’, flüstert Felix Viola zu. Diese ist ganz überrascht, das aus dem Munde ihres sonst eher zurückhaltenden Bruders zu hören.
Alle Laute verstummen. Ganz still ist es. Alles und alle sind in Farben gehüllt. In diese Stille eine Stimme: ‚Kommt!’ Eine freundliche und warmherzige Stimme. So spricht die Gestalt. Wen meint sie? Dann noch einmal: ‚Kommt zu mir!’ Die Kinder spüren, dass die Stimme sie meint. Jetzt, in diesem Augenblick erinnern sie sich, dass ja auch ihre Eltern bei ihnen sind. Sie waren von dem Geschehen so gebannt, dass sie ihre unmittelbare Umgebung nicht mehr wahrnehmen konnten. Sie schauen ihre Eltern an. Diese nicken ihnen ermutigend zu.
Sie machen sich auf den Weg. Niemand sonst geht mit ihnen. Sie ganz allein. Einige Stufen müssen sie hinab gehen, dorthin in die Mitte, wo sie die Gestalt erwartet.
Noch größer, noch erhabener steht sie jetzt vor ihnen. Bedrohlich wirkt sie nicht, eher lockend erscheinen Viola und Felix ihre ausgebreiteten Arme.
Dann die Stimme – weich, fast zart, aber auch bestimmend: ‚Kommt zu mir!’ Die Gestalt breitet die Arme aus und hüllt sie ein. Jetzt sind sie eins mit dem Geist der Erde, der Luft, des Wassers und des Feuers. Die fließenden Farben des Gewandes hüllen sie ein. Die Gestalt berührt die Kinder mit ihren Händen. Sie spüren eine große Geborgenheit. Sie haben keine Angst.
Und wieder die warmherzige Stimme: ‚Kommt mit!’ Große, warme Hände berühren sie sanft und ergreifen die Hände der Kinder. Großes Vertrauen breitet sich in ihnen aus. Keine Angst haben sie. Die Hände führen sie in ein weites Land.
Viele fröhliche Menschen sehen sie, die mit fröhlichem Lachen um eine Gestalt tanzen, die am Boden liegt. Die Kinder treten näher. Wunderschön ist diese Gestalt, die da ganz still liegt. Sie leuchtet in allen Farben. Wieder sind es diese Farben, wie Viola und Felix sie schon gesehen haben. Um die Gestalt herum Blumen, Blumen, Blumen – und Gesang.
Es sind Vögel, die ihren vielstimmigen Gesang erklingen lassen. Noch näher treten die Kinder heran. Die Gestalt in ihrer überwäl-tigenden Farbenpracht scheint zu schlafen. Die Viola und Felix jetzt schon so vertraute ganz sanfte Stimme hören sie, fast flüsternd sprechen: ‚Adamala! Adamala! – dann nach einer Pause noch einmal liebevoll und eindringlich: ‚A-da-ma-la!’.
Jetzt öffnet die auf dem Boden liegende Gestalt die Augen. Sie streckt sich. Langsam und mit großer Anmut erhebt sie sich und steht jetzt in ihrer Schönheit vor den Kindern. Es ist ganz still. Selbst die singenden Vögel sind wie verstummt. Auch die vielen kleinen Menschen halten jetzt auch in ihrem Tanz inne. Ihre Gesichter leuchten wie vorher. In diese Stille noch einmal die Stimme, jetzt wie liebevoll werbend: ’Adamala!’
Wie aus einer tiefgründigen Quelle, wie eben geboren bricht es aus der Gestalt hervor: ‚Ich bin das Leben – Leben aus der Erde!‘ Ein unsagbarer Jubel ertönt. Adamala in ihrer wunder-schönen Gestalt scheint sich in diese Freude aufzulösen. Wie mitgerissen tanzt und singt alles! Viola und Felix sind hinein genommen, nein, auch sie sind Tanz und Freude, sie sind Leben! Das ist das Leben des Erd-Geistes!
‚Kommt!’ Wieder ist es die vertraute Stimme und die warmen sie leitenden Hände, die sie berühren.
Viola und Felix lassen sich leiten. Wieder wie eingehüllt führt sie die vertraute Hand behutsam. Wohltuend warm wird es um sie. Über ihnen die Wolken in den unterschiedlichsten Gestalten. ‚Schau mal’, ruft Viola, ‚da eine Drachen-Wolke!’ ‚Und da – eine Kuh!’, ruft Felix lachend. Viele Wolkengestalten über ihnen – auch eine Wolke wie ein Krokodil aussehend erkennen die Kinder.
Wolkengestalten, die sich ständig verändern …
Durch die aufsteigende Wärme entsteht ein leichter Aufwind. Die Kinder fühlen sich durch den warmen Wind plötzlich wie aufgehoben. Sie schweben! Unendlich leicht, selbst fast wie eine Wolke schweben sie dahin. Immer kleiner wird die Welt unter ihnen. Sie erkennen – ganz winzig – das bunte Zelt dort unten am Strand.
Über ihnen schwebt eine Wolke heran. Es ist die Drachen-Wolke – jetzt in den wunderbaren Farben, die ihnen schon so vertraut sind. Wie ein Wagen hält sie neben den Kindern und nimmt sie auf. Jetzt beginn eine rasende Fahrt. Der Wolkendrache rast mit den Kindern weit über die anderen Wolkenbilder. Krokodil-Wolke und Kuh-Wolke liegen jetzt unter ihnen. Merkwürdig, trotz der rasenden Fahrt sitzen die Kinder ganz still und geborgen. In wilden Kurven fliegen die Kinder vom Wind getragen und werden nicht hin- und her geworfen. Es ist eher ein leichtes Schaukeln. Welch ein Erlebnis! Sie sind in der Welt des Luft-Geistes!
Dann sind sie wieder eingehüllt. Sie haben es gar nicht gespürt, wie sie durch die Wolken herabgesunken sind. Die Hülle fällt und sie stehen wieder auf dem Boden. Die Wolken über ihnen scheinen sich aufgelöst zu haben. Das Rauschen des Windes hat sich gelegt.
‚Kommt!’, spricht die vertraute Stimme. Die große bergende Hand führt die Kinder. Ein anderes Rauschen dringt in ihr Ohr. Es ist ganz anders als das, was sie eben noch gehört hatten. Eher wie ein Wasserfall klingt es.
Es ist tatsächlich ein Wasserfall! Riesig. Gewaltige Wasserströme ergießen sich von einem Berg hinab in die Tiefe. Es ist ein großes Tosen – und dazwischen ein helles Lachen. Viola und Felix erkennen in den riesigen Wassertropfen tanzende Gestalten, halb Mensch, halb Fisch. Sie lachen, springen, scheinen sich zu necken. Sie fallen in die Tiefe und springen wieder in die Höhe.
Viel gewaltiger als dieser kleine Wasserfall …
Jetzt haben sie die Kinder entdeckt. Viola und Felix, eben noch staunend dastehend, sind plötzlich von den Tropfen-Gestalten umgeben. Diese glitzern wieder in allen Farben, hüllen die Kinder ein und nehmen sie mit in das nicht endende Spiel. In das tosende Fallen des Wassers mischt sich das helle Lachen, auch das der Kinder!
Merkwürdig, Viola und Felix werden überhaupt nicht nass und doch befinden sie sich mitten im Wasserfall. Welche Welt ist das? Unbegreiflich – sie sind in der Welt des Wasser-Geistes.
Sie schauen in die Tiefe des Wasserfalls. Jetzt sehen sie es. Das Wasser kommt und geht. Einmal scheint es ganz oben, zum Greifen nahe zu sein; dann wieder schauen die Kinder in gurgelnde Tiefe. Die Tropfen-Gestalten springen lachend in die Tiefe und steigen dann wieder in die Höhe. In der Wasseroberfläche spiegelt sich gleißend helles Licht. Die Kinder schauen nach oben. Über ihnen steht der Mond. Felix stößt seine Schwester an und sagt in das Tosen: ‚Viola, das sind die Gezeiten. Das Wasser kommt und geht. Ebbe und Flut nennen wir das doch. In der Schule habe ich das schon gehört, dass der Mond das Wasser anzieht und dann wieder los lässt – so wie wir das hier sehen.’ Viola erinnert sich. Toll, dass ihr Bruder so etwas weiß, denkt sie.
‚Kommt!’ hören sie die vertraute Stimme. Viola und Felix können sich kaum lösen von diesem wunderbaren Spiel der Wassertropfen-Gestalten. Als die große Hand sie weiterführt und sie sich abwenden, scheinen diese ihnen zuzuwinken.
Wieder eingehüllt finden sie sich in bergigem Land. Hohe und niedrige Berge umgeben sie. Nicht nur die Landschaft hat sich verändert. Die Kinder spüren Wärme, die aus dem Boden zu steigen scheint. Ja, wirklich sie kommt aus dem Boden! Sie spüren die Wärme an den Füßen. Viola kniet sich nieder und legt ihre rechte Hand auf den Boden. ‚Felix!’ ruft sie überrascht, ‚die Erde ist ja richtig heiß!’.
In einer solchen Kraterlandschaft stehen Viola und Felix …
Jetzt stehen sie vor einem mächtigen Berg. Die Stimme ermutigt sie, den schmalen vor ihnen liegenden Pfad hinaufzugehen. Immer höher steigen sie hinauf. Schließlich stehen sie vor einem riesigen Loch, das die ganze Spitze des Berges ausmacht. Von unten haben sie das so gar nicht sehen können. Es ist ein Krater.
Die Hitze steigt wie aus einem offenen Kamin nach oben. Die Kinder lassen sich etwas weiter an den Kraterrand führen. Sie haben wachsendes Vertrauen in diese Gestalt, die sie so treu begleitet. Jetzt können sie in die Tiefe schauen. Dort sehen sie eine glühende, wabernde Masse, die sich wie ein roter Brei bewegt. Hier und da sprühen Funken.
Wieder erkennen die Kinder Gestalten. Wie eben die Wasser-Tropfen sind auch diese Funken Gestalten. Sie springen aus der Glut und tauchen wieder in sie hinein. Es ist ein Zischen und Glucksen. ‚Das ist ein Vulkan!’ Wieder ist es Felix, der die Stille des Staunens unterbricht. ‚So ist es ganz tief unten überall in der Erde!’ Als Viola ihn etwas ungläubig anschaut, sagt Felix ganz überzeugt: ’Ich kann dir das in einem Buch zeigen!’ Viola schaut ihren Bruder an: ’Das ist der Feuer-Geist!’
Viola und Felix haben mir, dem Erzähler gesagt: ‚Wenn Du das erzählt hast, dann gib allen eine Wunderkerze in die Hand, die ihr anzündet. Dann schaut in die sprühenden Funken. Das ist wie der Feuer-Geist!’
Plötzlich sind die Kinder wieder von den vielen Farben umhüllt. Sie spüren die vertraute Hand und vernehmen die Stimme: ‚Geht!’ und dann: ‚Ich bin immer bei euch!’
Wohin sollen sie gehen? Viola und Felix wissen nicht, wie ihnen geschieht. Die Hülle fällt. Sie stehen in den Dünen. Die Sonne ist gerade untergegangen. Es ist aber noch so hell, dass die Kinder ihre Umgebung gut wahrnehmen können. Sie trauen ihren Augen nicht. Vor ihnen liegt die ‚Zelt-Kirche’. Ganz still ist es jetzt. Es ist auch still in ihnen. Viola und Felix hören nur das Klopfen ihrer Herzen.
Die Tür ist weit geöffnet. Sie gehen hinein. Als ihre Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt haben, erkennen sie eine Gestalt. Sie sitzt im Altarraum – unbeweglich. Neben ihr eine blühende Lilie.
‚Da seid ihr ja! Ich habe euch schon erwartet!’ Ganz vertrauensvoll ist die Stimme. Die Kinder gehen näher heran und schauen in ein gütiges Gesicht. Eine Frau, ein Mann? In einem langen weißen Gewand sitzt die Gestalt da. Sie ist wie ein Engel
Die Lilie in der Zelt-Kirche …
Viola und Felix können nicht an sich halten. Es sprudelt nur so aus ihnen heraus. Sie erzählen von Adamala, dieser wunderschönen Erd-Gestalt und den tanzenden Erd-Menschen; von dem Wolken-Drachen, der sie hoch in die Lüfte trug; von den glitzernden Tropfen-Gestalten, von ihrem Lachen und Winken und von der gurgelnden Wasser-Tiefe des Gezeiten-Loches und schließlich von den Funken sprühenden Feuer-Gestalten.
Die weißgekleidete Gestalt hat ohne zu unterbrechen zugehört. In der Zelt-Kirche ist es ganz still. ‚Ihr habt das Größte erlebt, das Menschen erleben können’, vernehmen die Kinder die Gestalt sprechen. ‚Im ‚Zelt der vier Elemente’ seid ihr gewesen und jetzt seid ihr in diesem Zelt’.
‚Ihr habt die Schönheit und Lebendigkeit der Elemente erlebt’ hören die Kinder die Stimme der Gestalt hier in der Zelt-Kirche. Ja, sie haben die Elemente wirklich erlebt! ‚Ihr habt auch ihren Übermut erlebt’, hören sie weiter. ‚Ihr Übermut ist ihre Freude an der Schöpfung und sie ist auch ihr Dank, dass sie so sein können. Sie danken ihrem Schöpfer, sie danken Gott!’ Das können Viola und Felix gut verstehen. Wenn sie sich von Herzen freuen, dann fühlen sie sich auch so und manchmal sagen sie es auch.
Die Gestalt im weißen Gewand spricht weiter. ‚Die Elemente sind Gottes Freude! Ja, manchmal treiben sie es wirklich wild in ihrer Freude und in ihrem Dank. Dann erleben die Menschen Erdbeben, wenn die Erde vor Freude zittert oder es gibt gewaltige Stürme, Orkane, wenn die Luft vor Freude zu tanzen beginnt. Und wenn das Wasser sich vor Freude nicht mehr halten kann, gibt es Überschwemmungen. Ausgelassen vor Freude tanzt das Feuer und ganze Wälder verbrennen.
Die Menschen müssen sich schützen. Sie bauen erdbeben- und sturmsichere Häuser, sie bauen Deiche und löschen Brände. Sie sollten aber nie vergessen, dass es die Freude der Elemente ist, der sie begegnen.
Viola und Felix schauen mit großen Augen auf die weißgekleidete Gestalt vor ihnen. Sie haben die Bilder von Erdbeben, Stürmen, Überschwemmungen und Bränden vor Augen. Aber sie haben auch die überschwängliche Freude tanzender Erd-Wesen, sausender Luft-Wolken-Wagen, springender Wasser-Tropfen-Gestalten und Funken sprühender Feuer-Geister erlebt.
Viola und Felix sind in diese Gedanken wie versunken. Sie haben es gar nicht bemerkt – die Gestalt ist verschwunden. Nur die blühende Lilie ist noch vor ihren Augen. Langsam gehen sie aus der Zelt-Kirche. Da stehen ihre Eltern. ‚Mama, Papa!’, rufen sie und laufen ihnen entgegen …
‚Viola, Felix, jetzt müsst ihr aber endlich aufstehen – wir wollen doch noch an den Strand. Es ist wunderbares Wetter!’ Es ist die Stimme der Mutter. Viola und Felix reiben sich die Augen und schauen sich verwundert an. ‚Ich hatte einen wunderbaren Traum’, sagt Viola. ‚Ich auch!’, antwortet Felix. Sie haben sich ganz viel zu erzählen …
Jan-Peter Wilckens
NACHWORT
Zynisch?
Angesichts der unvorstellbaren Not nach über Menschen hereinbrechenden Tsunamis mag die ‚fantastische Deutung‘ ‚Die Elemente sind Gottes Freude! Ja, manchmal treiben sie es wirklich wild in ihrer Freude und in ihrem Dank‘ fragwürdig, vielleicht sogar zynisch anmuten.
Dennoch: Der Blick auf das ‚Elementare‘ unseres Lebens treibt in den Dank; (erneut) aber auch in die Nachdenklichkeit. Der philippinische Klima-Diplomat Yeb Sano mahnt in Warschau: ‚Wir müssen aufhören, solche Ereignisse Naturkatastrophen zu nennen. Es ist nicht natürlich, wenn die Wissenschaft uns sagt, dass die Erderwärmung zu immer intensiveren Stürmen führt. Es ist nicht natürlich, wenn die Menschheit das Klima bereits nachhaltig verändert hat‘.
Jan-Peter Wilckens