Ostern 2013 / 2018 /2022
Zur Vorbereitung einer Feier der Oster-Nacht in unserer Kirchengemeinde haben Konfirmanden diesen ‚Stein‘ gestaltet. Er ist immerhin fast einen Meter hoch! Er ist Symbol und als solchen haben wir ihn betrachtet. Ich möchte Euch in die Betrachtung mitnehmen.
Steine sind hart.
Steinhart sagen wir. Sie können verletzen, anderen wehtun. Wer mit Steinen wirft, gefährdet Menschen.
Steine sind schwer.
Sinnbildlich nehmen wir das auf. Wie schwere Steine liegen uns Sorge und Angst auf dem Herzen, auf der Seele, auf dem Magen, wenn etwas Schweres wie eine große Last vor uns liegt.
Steine sind nicht zu bewegen.
Große Steine liegen einfach da. Und sie bleiben liegen. Niemand vermag sie so einfach zu bewegen. Wege können sie versperren und manchmal gehen wir deshalb Umwege. Sie können Zugänge versperren. Steine hindern!
Das alles mag uns durch den Kopf gehen, wenn wir auf diesen Symbol-Stein schauen.
Ein Stein besiegelte das Scheitern Jesus. Alles ist aus! So verschließt der Stein das Grab.
Keine Hoffnung mehr. Angst und Resignation bleiben.
Jesus selbst wurde von solcher Hoffnungslosigkeit eingeholt. Sein überliefertes Schweigen angesichts heftiger Anklagen und zynischer Anwürfe ist auch so zu deuten: Ich kann nichts mehr tun. Keine Reaktion, keine Verteidigung kann dieses Ende aufheben.
Stein davor. Schluss! Aus!
‚Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?’ fragen sich die Frauen auf dem Wege zum Grab. Das ist ins Bild gesetzte Hoffnungslosigkeit: Wer kann da noch helfen?
Und nur einen Vers weiter beim Evangelisten Markus lesen wir nach dieser Frage aus der Hoffnungslosigkeit:‚ … als sie aufblickten, sahen sie, dass der Stein schon weg gewälzt war; er war sehr groß.’
1 Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um damit zum Grab zu gehen und Jesus zu salben.
2 Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging.
3 Sie sagten zueinander: Wer könnte uns den Stein vom Eingang des Grabes weg wälzen?
4 Doch als sie aufblickten, sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war; er war sehr groß.
Markus-Evangelium 16, 1-4
1 Nach dem Sabbat kamen in der Morgendämmerung des ersten Tages der Woche Maria aus Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen.
2 Plötzlich entstand ein gewaltiges Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf.
Matthäus-Evangelium 28, 1+2
Im ‚Aufsehen’ wird die gestaltende Kraft Gottes erfahrbar. Das ist das Bild. Die Frage aus der Hoffnungslosigkeit: ‚Wer wälzt uns den Stein fort …?’ ist vor Gott wie ein Gebet. Dem will und kann ‚Gott’ nicht widerstehen.
Er gibt den Impuls zum ‚Auf-sehen’, und schenkt so eine ‚veränderte Blick-Richtung’.
Im Glauben an die Auferstehungskraft lösen sich Fesseln der Abhängigkeiten, die uns am Leben hindern.
Der Evangelist Matthäus macht diese Erfahrung bildlich noch deutlicher: ‚Ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf’, schreibt er.
In der Sehnsucht nach Gottes Nähe in den schwierigen Situationen unseres Lebens betend ‚aufsehen’ und glaubend schauen, erkennen wir die in unserem Leben gestaltende Kraft Gottes. Sie verwandelt unsere ‚Versperrungen’, unsere Verzweiflung, unsere Hilflosigkeit, sie lässt belastende ‚Steine‘ (er)weichen.
Im Glauben an die Auferstehungskraft kommen wir mit Lebensmöglichkeiten in Berührung, die aus den Gräben der Resignation aufstehen, die unsere Erstarrung zerbrechen und in die innere Freiheit führen.
Der Stein bleibt. Unbeweglich und starr. Aber er wird zur ‚Präsenz’ des Engels! Die Nöte unseres Lebens sind nicht einfach weg – sie sind aber besonders ‚Orte’ verlässlicher Nähe Gottes!
Eine gesegnete Oster-Zeit wünsche ich Euch!
Euer
Weitere Impulse unter THEMEN (‚Grundsätze unseres Lebens‘ / Osterzeit)
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