Wohin gehen?

Von | 27. August 2014

Vierzehnter Impuls

WOHIN WOLLEN, WOHIN SOLLEN WIR GEHEN?

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Wir leben in einer Zeit zunehmender Orientierungslosigkeit.  Auf den ersten Blick ist solche häufig nicht zu erkennen. Die Folgen aber sehen wir sehr genau, wenn wir diese auch nicht in einen unmittelbaren Zusammenhang mit der genannten Orientierungslosigkeit stellen.  Wir sehen Machtmissbrauch, Angst, Handlungsunfähigkeit, Gewalt, Flucht in Spekulationen und erschreckende Zunahme von Suiziden.

Aus dem Osten kommt das Licht, wissen wir und lateinisch heißt das ‚ex oriente lux‚. Das Wort Orientierung leitet sich aus dieser astronomischen Wahrheit ab. Orientierung hat also etwas mit Licht, mit aufgehendem Licht, mit Erhellung zu tun.


Licht-Punkte zur Orientierung

Nachfolgend sind einige ‚Licht-Punkte‚ aufgezeichnet, die vielleicht nicht gleich den ganzen Weg beleuchten,  wenigstens aber punktuell den ‚ersten Schritt‘ ins Licht setzen.


AufBrechen
 Ich gehe nicht, um an ein Ziel zu kommen und einen Marsch zu leisten,
sondern um die Freude am Gehen-Können zu entdecken.
Ich breche auf, um aufzubrechen, auch aufzubrechen,
was sich verhärtet hat.
Was wirklich lebt, bricht durch wie ein Löwenzahn,
der im schütteren Asphalt
eine ‚Durch-Bruch-Stelle’ findet.


Nach innen geht der geheimnisvolle Weg.
In uns oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten.
Novalis


 Inmitten von tickenden Uhren, die um die Wette laufen, halte ich mich im Gebet an
und finde staunend die Zeit, die verloren habe.

Wolfgang Abendschön


 BergeVertrauen

Es gibt Berge, über die man hinüber muss, sonst geht der Weg nicht weiter.
Ludwig Thoma


 Manchmal möchte ich alles, was sich so wichtig gebärdet, hinter mir lassen.
Meinen Beruf und die unablässige Arbeit,
manchmal sogar meine nächsten Menschen, und möchte einfach frei sein.

Jörg Zink


 Sich einreden, diese Wirrwar-Welt sei in Ordnung ist Sebstbetrug.
Ich höre hungernde Kinder weinen. Ich sehe Soldaten fallen.
Ich fühle das Herz der Erde sich krümmen. 

Rose Ausländer


Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöller.
Der Pharisäer stand für sich und betete so:
Ich danke dir Gott, dass ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner.
Ich faste zweimal in der Woche und gebe den zehnten von allem, was ich einnehme.

Der Zöllner aber stand von ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel,
sondern schlug an seine Brust und sprach:
‚Gott sei mir Sünder gnädig!

“Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht.
Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt,
wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Lukas 18, 9-14


 Bewahre dir in allen Dingen die Freiheit des Geistes,
und sieh wohin er dich führt.

Ignatius von Loyola.


 Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.
Chinesisches  Sprichwort


ZeitInsolvenzJPG

Was ‚Zeit haben’ betrifft, werden wir immer zahlungsunfähiger. Wir leben in einer ‚Temporal-Insolvenz’. Es soll immer alles schneller gehen! Der Beschleunigungsaspekt entspringt der Tatsache, dass Leben ausschließlich als ‚Leben vor dem Tod’ verstanden wird. Wir stehen unter dem Druck eines linearen Zeitbewusstseins, das heißt wir leben determiniert.
Das führt zur Atemlosigkeit.

Hartmut Rosa


 Nichts kann ‚gut’ werden, wenn wir mit Gott nicht ‚gut’ sind.
Joseph Ratzinger


Der Herr, der Heilige Gott Israels, hat zu euch gesagt:
‚Wenn ihr zu mir umkehrtet und still haltet, dann werdet ihr gerettet.
Wenn ihr gelassen abwartet, dann seid ihr stark’.
Jesaja 30, 15


Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt.
Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis sein, sondern im Licht, und in ihm das Leben gewinnen.
Johannes-Evangelium, 8,12


Manchmal stellt sich mir mitten am Tag ein Engel in den Weg, an dem kein Vorbeikommen ist.
Unsichtbar durchkreuzt er all meine Pläne und zwingt mich, eine andere Richtung einzuschlagen.
Erst sehr viel später vermag ich zu sagen: Gott sei Dank.

Christa Spilling-Nöker


Nichts ist schwerer und nicht erfordert mehr Charakter,
als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden
und laut zu sagen: Nein!
Kurt Tucholsky


Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht ver­geblich sind und dass es Gott nicht schwerer ist,
mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten.

Dietrich  Bonhoeffer


Meinen Weg gehe ich und begegne Menschen.
Ich finde ihr Geschick, ihre Wünsche, ihr Leid und ihre Mühe.
Ich möchte, dass du mich führst, wenn ich zu den Menschen komme,
damit ich dich finde in ihren Gesichtern.
Jörg Zink


Halt an! Wo läufst du hin? Der Himmel ist in dir.
Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.

Angelus Silesius / 1624-1677


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Der Weg durch die Wüste ist kein Umweg.
Wer nicht die Leere erlitt,
bändigt auch nicht die Fülle;
wer nie die Straße verlor;
würdigt den Wegweiser nicht.
Friedrich Schwanecke


Gott, von dir sich abwenden heißt fallen.
Zu dir sich hinwenden heißt aufstehen.
In dir bleiben heißt sicheren Bestand haben.
Gott, dich verlassen heißt sterben.
Zu dir heimkehren heißt, neu zum Leben erwachen.
In dir weilen heißt leben.

Augustinus


Dies Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden;
Nicht ein Gesundsein, sondern ein Gesundwerden;
überhaupt nicht ein Wesen, sondern ein Werden;
nicht eine Ruhe, sondern eine Übung.
Wir sind’s noch nicht, wir werden’s aber.
Es ist noch nicht getan und geschehen,
es ist aber im Schwang.
Es ist nicht das Ende, es ist aber der Weg.

Martin Luther


 

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